Fairtrade-Stadt

Faule Ausrede

Darf eine Fairtrade-Stadt wie Rottenburg bei Bauprojekten – etwa in Kiebingen – chinesischen Granit verwenden? Wir berichteten am 28. Juli.

03.08.2016

Von Roland Irslinger

Granit aus China in einer Fairtrade-Stadt geht natürlich gar nicht! Die Fairtrade-Standards verlangen ausdrücklich klimaschonendes Verhalten. So heißt es bei Fairtrade Deutschland: „Wer im Norden am Klimastandard teilnehmen will, ist aufgefordert, den eigenen CO2-Fußabdruck … zu reduzieren“.

Nirgendwo lassen sich Treibhausgase so einfach einsparen wie beim Einkauf von Naturwerksteinen. Eine wissenschaftliche Arbeit an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg ergab, dass eine Tonne Granit aus China statt aus Baden-Württemberg rund 280 Kilogramm CO2 mehr produziert. Dabei ist eine Tonne Granit ein sehr bescheidenes Häufchen Gestein (0,38 m3), eine Tonne Laptops dagegen ganz schön viel!

Laptops mit Granit zu vergleichen, wie es Herr Weigel offenbar tut, ist absurd. Wertbereinigt produziert der Transport von Granit über die Weltmeere das Tausendfache an Treibhausgasen im Vergleich zu Laptops. Globaler Handel mit Granit ist deshalb Schwachsinn, mit Laptops dagegen durchaus sinnvoll. Dabei ist Granit aus Deutschland oder Europa kaum teurer als aus China und das Argument mit der Ausschreibung eine faule Ausrede.

Fairer Handel ist ein wirkungsvolles Instrument der Armutsbekämpfung. Granit in China zu kaufen ist unfair, weil dabei sinnlos Treibhausgase produziert werden und weil durch den Klimawandel die Armut der Bevölkerung im Globalen Süden vergrößert statt verringert wird. Also Vorsicht: Ein Anruf genügt und der Titel ist wieder weg!