Biathlon

Fatale Fehleinschätzungen

Simon Schempp ignoriert veränderte Windverhältnisse und schießt sich aus dem Wettkampf.

16.02.2018

Von MANUELA HARANT

Simon Schempp vor dem Schießen. Foto: Christof Stache/afp

Simon Schempp vor dem Schießen. Foto: Christof Stache/afp

Pyeongchang. Das Rennen war für Simon Schempp schon gelaufen, da hatte es noch gar nicht richtig angefangen: Gleich mit den ersten beiden Schüssen verfehlte der Biathlet der Ski-Zunft Uhingen zweimal die Scheibe – und brachte sich damit um jede Chance, im Einzel von Pyeongchang eine Medaille zu holen. „Ich habe den Wind falsch eingeschätzt“, ärgerte sich der amtierende Massenstart-Weltmeister: „Ich dachte, mit der Einstellung vom Anschießen müsste es eigentlich klappen. Nach den zwei Fehlern hab ich dann bei Links gedreht, aber da war es schon zu spät.“

Eigentlich hatte Schempp jetzt nichts mehr zu verlieren. Denn mit zwei Schießfehlern schaffte es nicht einmal der übermächtige Martin Fourcade mehr aufs Podest. Und doch zeigte sich der Uhinger auch im zweiten Schießen ungewohnt nervös: „Da hab ich es irgendwie zu genau machen wollen und die Schüsse weggezittert“, erinnerte sich Schempp hinterher an die zwei Fehler stehend. „Immerhin habe ich mich dann in der zweiten Hälfte wieder etwas gefangen“, meinte der 29-Jährige angesichts der dann folgenden fehlerfreien Runden. Letztlich sprang aber nur ein enttäuschender 39. Platz heraus, den der Wahl-Ruhpoldinger möglichst schnell vergessen will.

Zum Glück gab es hier keine Weltcup-Punkte. Und zum Glück werden bei den Olympischen Winterspielen von Pyeongchang noch einmal Medaillen vergeben – in einer Disziplin, in der Simon Schempp amtierender Weltmeister ist. „Ich habe hier zuvor zwei gute Rennen gemacht, deshalb hoffe ich, dass ich im Massenstart wieder eine gute Schießform habe“, blickte Schempp auf die nächste Entscheidung über 15 Kilometer, die am Sonntag um 12.15 Uhr MEZ startet.

Etwas besser als der Schwabe machten es seine Teamkollegen Erik Lesser und Arnd Peiffer. Letzterer lag sogar bis zum dritten Schießen auf Medaillenkurs, dann gingen ihm liegend gleich drei Schuss daneben. „Ich hatte eine Links-Hoch-Verlagerung, das hat mir der Co-Trainer schon auf der Strecke gesagt“, schimpfte Peiffer angesichts der verlorenen Chance mit sich selbst. Der 30-Jährige drehte zwar ein bisschen am Diopter – „aber ein bisschen zu zaghaft“, meinte Peiffer (21.). Es war die zweite fatale Fehleinschätzung des Tages.

Fourcade versagen die Nerven

Doch das kann auch den größten Biathleten mal passieren – wie eben Martin Fourcade: Der Franzose lag nach drei tollen Auftritten am Schießstand klar in Front – bis er in der letzten Runde zwei daneben setzte und letztlich Fünfter wurde. Dafür rehabilitierte sich der favorisierte Norweger Johannes Thingnes Bö und holte knapp vor dem Slowenen Jakov Fak (+5,5 Sekunden) und dem Österreicher Dominik Landertinger (+14,2) seine erste Goldmedaille.

Aus deutscher Sicht konnte nur Erik Lesser mit seinem Schießen (1 Fehler) zufrieden sein. Dafür lief es bei ihm in Langlauf nicht, und der Olympia-Zweite von Sotschi kam nur auf Rang neun. „Das war ein ziemlicher Kampf“, sagte der Thüringer, der hofft, seine Form bis Sonntag steigern zu können. Sein gutes Auge mit dem Gewehr sollte er jedoch – gerade im Gewusel des Massenstarts – behalten. Sonst hilft das schnellste Rennen nicht. Manuela Harant

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Erstellt:
16.02.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 16.02.2018, 06:00 Uhr

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