Tübingen

Fatale Diskussion

Oberbürgermeister Boris Palmer schrieb drei Bundesministern: Tübingen möchte für das fertige Konzept „Tübus umsonst“ ebenfalls Förderung aus Berlin („Tübingen will dabei sein“, 15. Februar).

20.02.2018

Von Roland Irslinger, Tübingen

12 Milliarden Euro pro Jahr will Deutschland angeblich für einen kostenlosen ÖPNV ausgeben, das sind 120 000 000 000 Euro in zehn Jahren. Ohne die notwendigen Ausgaben für zusätzliche Infrastruktur. Welch ein grandioser Wahnwitz!

Ein Elektro-Bus kostet höchstens 500 000 Euro mehr als ein konventioneller Dieselbus bei anschließend deutlich geringeren Betriebskosten. Mit den genannten 120 000 000 000 Euro ließen sich also die Mehrkosten für die Anschaffung von 240 000 Elektro-Bussen finanzieren.

Nehmen wir an, in Deutschland benötigt man aktuell im ÖPNV einen Bus pro 1500 Einwohner. Dann verkehren in Deutschland rund 50 000 Busse im ÖPNV. Würde man alle diese Busse nach und nach durch Elektrobusse ersetzen, entstünden Mehrkosten lediglich in Höhe von 25 Milliarden Euro. In zehn Jahren!

Gegenüber den Kosten für einen Gratis-ÖPNV blieben dann 95 000 000 000 Euro übrig. Damit könnte man die Mehrkosten für Elektrobusse in der gesamten (!) EU bezahlen oder hierzulande die Energiewende vorantreiben oder den Investitionsstau in der Nahverkehrs-Infrastruktur auflösen. Oder wir verbilligen damit die Tickets, ohne sie völlig gratis zu machen.

Das fatale an dieser Diskussion ist, dass Herr Palmer seit Urzeiten von einem ticketfreien ÖPNV träumt und davon nicht lassen kann. Mit Elektrobussen wäre der ÖPNV mittelfristig zu 90 Prozent CO2-neutral. Herr Palmer, halten Sie ihr Wahlversprechen und setzen Sie sich für den Klimaschutz ein, den Sie uns immer versprochen haben.