EM-Fazit

Fast wie eine deutsche Meisterschaft

Das DLV-Team ist breiter aufgestellt. Außer den Werfern sind jetzt auch andere Disziplinen konkurrenzfähig.

13.08.2018

Von Wolfgang Scheerer

Berlin. Hinter der überragenden Kroatin Sandra Perkovic, die mit dem fünften Titel in Serie für einen einsamen Rekord sorgte, hatte die Diskus-Entscheidung der EM etwas von deutscher Meisterschaft: Nadine Müller vor Shanice Craft und Claudine Vita – Silber, Bronze, Blech. „Für Claudine tut es mir sehr leid“, sagte Craft. Mit 62,46 Metern im letzten Wurf hatte die 25-Jährige von der MTG Mannheim die Neubrandenburgerin (61,25) noch übertroffen.

Top-Favoritin Perkovic reichte ein überragender fünfter Versuch (67,62), um die einstige Vizeweltmeisterin Müller (63,00) abzufangen. Für Craft, angefeuert „von der ganzen Familie und Freunden, die mitgekommen sind“, war es die dritte Bronzemedaille hintereinander bei Europameisterschaften.

Erneut demonstrierte die Werfer-Garde ihre Dominanz: mit zwei Goldmedaillen und Silber im Speerwurf, Silber und Bronze im Kugelstoßen und Diskuswurf. Einzige Enttäuschung war das Quali-Aus von Diskus-Olympiasieger Christoph Harting.

Umzug in die Hauptstadt

Shanice Craft, Tochter einer Deutschen und eines US-Soldaten, hatte sich intensiv auf die Heim-EM konzentriert. Sie ist von Mannheim sogar nach Berlin gezogen, um direkt mit der Gruppe von Robert Harting und dessen Frau Julia zu trainieren. Es lohnte sich. In Nürnberg wurde sie deutsche Meisterin, jetzt einmal mehr EM-Dritte. Mit siebenmal Edelmetall sind die Werfer und Stoßer im deutschen Team immer noch herausragend, doch die Sparte Sprung steuerte in Berlin nun gleich fünf Medaillen bei. So viele waren es zuletzt 1998. „Wir waren immer eine Werfergeneration, nun kommen langsam auch die Springer aus ihren Ecken“, sagte Hochsprung-Sieger Mateusz Przybylko mit einem Augenzwinkern. Auch im Sprint- und Laufbereich gab es zum Teil ordentliche Ergebnisse.

Insgesamt war die Bilanz schon zu Beginn des Schlusstages mit 17 Medaillen besser als vor zwei Jahren (16). Fazit des leitenden DLV-Sportdirektors Idriss Gonschinska: „Wir wollten bei der EM zeigen, dass wir in vielen Bereichen auf einem guten Weg sind. Und da haben wir viele gute und herausragende Leistungen gesehen.“