Schule Luftreiniger Corona

Fast vergessene Extras

Große Anschaffungen , wenig Ertrag: Im deutschen Schulwesen gibt es immer wieder Moden, die nicht lange anhalten.

14.09.2021

Von Michael Gabel

Mobile Luftreiniger  bald ein Auslaufmodell wie damals die Sprachlabore? Foto: Christophe Gateau/dpa

Mobile Luftreiniger bald ein Auslaufmodell wie damals die Sprachlabore? Foto: Christophe Gateau/dpa

Berlin. Gut möglich, dass auch die teuren Luftreiniger in ein, zwei Jahren kaum noch eingesetzt werden. Dann würde sie das gleiche Schicksal ereilen wie zum Beispiel die Sprachlabore Sie waren Ende der 1960er-Jahre in der Bundesrepublik der letzte Schrei und auch in der DDR verbreitet. Die Idee: Schüler verfolgen über Kopfhörer, wie Texte in der jeweiligen Sprache vorgetragen werden. Dann sprechen sie selbst in die Mikrofone, wobei sich die Lehrkräfte zuschalten und korrigierend eingreifen können. Das Problem war der große Aufwand: So zog die gesamte Schulklasse in einen speziellen Raum um, wo erst die aufwendige Technik in Gang gesetzt werden musste. Vor allem aber stellte sich heraus, dass der Blickkontakt zum Lehrer beim Lernen einer fremden Sprache besonders wichtig ist, den es im Sprachlabor aber kaum gab. Innerhalb weniger Jahre verschwanden die meisten Sprachlabore wieder oder wurden zu Computerräumen umgewidmet.

Schulfernsehen war ebenfalls eine Weile in der Bildungspolitik eine ganz große Sache. Ende der 1940er-Jahre unternahm man in den USA erste Versuche. In den 1950er-Jahre folgten sowohl West- als auch Ostdeutschland, wobei in beiden Teilen Deutschlands der Höhepunkt dieser Bildungswelle in den 1970er-Jahren erreicht wurde. Die Sendungen ähnelten abgefilmten Unterrichtsstunden. Gelegentlich wurden die Aufzeichnungen ebenso wie die Sendungen des Schul(hör-)funks im normalen Schulunterricht verwendet. Durchgesetzt hat sich diese Weise der Bildungsvermittlung aber am Ende nicht. Was sich heute noch Schulfernsehen nennt, geht eher in Richtung Dokumentationssendung.

Filme im Unterricht würden eines Tages Schulbücher ersetzen – davon war der amerikanische Erfinder Thomas Edison (1847–1931) überzeugt. 1913 prophezeite er: „Jeder Zweig menschlichen Wissens lässt sich mit bewegten Bildern lehren.“ Doch es kam anders. Schüler beziehen immer noch einen Großteil ihres Wissens aus Schulbüchern – selbst heute noch, wo sich zumindest im Privatleben Smartphone und Laptop längst durchgesetzt haben.