tübingen

Fassungslos

12.09.2019

Von marlies busch, tübingen

Wer möchte leben ohne den Trost der Bäume! Es verwundert mich sehr, dass in Tübingen, einer Stadt mit grünem Gemeinderat und einem grünen OB, Pläne bestehen, 66 gesunde, 100 Jahre alte Bäume im Anlagenpark zu fällen. Die Begründung, man müsse den am Bahnhof ankommenden Touristen einen besseren Blick auf die Stadt bieten, macht mich fassungslos ... Ist den Befürwortern dieses Planes entgangen, dass in anderen Städten überlegt wird, wie man mehr Bäume anpflanzen und mehr Grünflächen anlegen kann? In Tübingen vertritt man dagegen die Idee, man könne alte Bäume ohne triftigen Grund fällen und, wenn es denn sein muss, mal schnell durch ein paar neue Bäume ersetzen.

Ich erwarte, dass Gemeinderäte und Verwaltung ihrer Verantwortung gerecht werden und bei ihren Entscheidungen berücksichtigen, dass Bäume einen hohen Stellenwert bei Klima- und Artenschutz haben und dass sie gebraucht werden, um der Aufheizung der Innenstädte entgegen zu wirken. Bäume können sogar unsere Polizei und unseren emsigen OB entlasten: eine Studie der Universität Cardiff fand heraus, dass die Anpflanzung von Bäumen die Kriminalitätsrate in den Städten wirkungsvoller senkt als mehr Polizisten auf die Straße zu schicken oder härtere Strafen zu verhängen.

Ich frage mich, warum sich das TAGBLATT für die Interessen des Artenschutzes so wenig einsetzt, ganz im Gegensatz zu dem Einsatz für die Interessen der Autofahrer. Die Information und die kritische Hinterfragung zu diesen Plänen fand weitgehend in den Leserbriefen statt.