Drei Tage Party zum Zunft-Jubiläum

Fasnet in Kiebingen: 4000 bis 5000 Zuschauer kamen zum Umzug

Mit einem dreitägigen Fest feierte die Butzenzunft Kiebingen ihr 50-jähriges Bestehen und richtete zugleich das Landschaftstreffen der Fasnetslandschaft Neckar-Alb mit 21 Gastzünften aus.

29.01.2018

Von Andreas Straub

Schon am Freitag ging es mit einem Show- und Brauchtumsabend im Zelt auf dem Festplatz los. Befreundete und umliegende Vereine sorgten für das Programm, danach legte DJ Maimo auf. 2000 Gäste feierten zusammen, alles blieb friedlich und ohne Zwischenfälle. Am Samstag wurde zunächst der toten Vereinsmitglieder gedacht, bevor das Landschaftstreffen Neckar-Alb offiziell mit Böllerschüssen am Rädlesbrunnen eröffnet wurde. Einige Kiebinger, die die Zunft im Jahr 1968 mit gegründet haben, waren auch unter den Zuschauern. Der Kiebinger Ortsvorsteher Thomas Stopper und Zunftmeister Ralf Eberhardt begrüßten die Gäste.

Oberbürgermeister Stephan Neher hielt eine kurze Ansprache und bekam eine „Fasnetshenne“ geschenkt. „Weil er uns noch eine Kiste Wein schuldet, kriegt er nur eine aus Kunststoff“, erklärte Ralf Eberhardt. Sobald der Wein eintreffe, erhalte der Oberbürgermeister die lebendige Henne. Die Henne als „Fasnetszins“ ist gleichzeitig der älteste Nachweis der Kiebinger Fasnet und wird auf das Jahr 1512 datiert. Die Narren aus Schömberg führten anschließend auf der Straße ihre „Bolanes“ auf, gefolgt von den Stadthexen Rottenburg und den Ahlanden mit ihrem traditionellen Tanz.

Hauptattraktion beim Kiebinger Umzug war gestern Nachmittag der wiederbelebte und von zwei Kindern angetriebene Äschebär. Etwa 4000 bis 5000 Zuschauer säumten die Straßen.

Hauptattraktion beim Kiebinger Umzug war gestern Nachmittag der wiederbelebte und von zwei Kindern angetriebene Äschebär. Etwa 4000 bis 5000 Zuschauer säumten die Straßen.

Nach einer Fasnetsmesse mit Fahnenabordnung liefen zahlreiche Hästräger in einem freien Umzug, alle durcheinander, von der Kirche zum Festzelt. Der Musikverein und die Lumpenkapelle Kiebingen begleiteten den Zug. Im Zelt führten die gastgebenden Kiebinger Butzen ihren Tanz auf, bevor sich von jeder Zunft der Landschaft einige Vertreter auf der Bühne versammelten und sich kurz vorstellten: Kiebingen, Wellendingen, Hirrlingen, Haigerloch, Obernheim, Bad Cannstatt, Sachsenheim, Hechingen, Rottenburg, Wehingen, Wilflingen und Schömberg waren da.

Der Musikverein stimmte das Landschaftslied zur Melodie der „Schwarzwaldmarie“ an. Die Moderatoren Helmut Saile und Marian Schirmer sangen dazu kräftig in ihre Mikrofone und animierten das Publikum, mit einzustimmen. Als Gastzünfte waren Narren aus Bonndorf, Geisingen, Löffingen, Immendingen, Möhringen, Bad Dürrheim und die Hopfen Hopser Kiebingen vertreten.

Parallel zu den Brauchtumsvorführungen vor erneut 2000 Gästen legte im komplett vollen Feuerwehrhaus ein DJ auf. Das Publikum dort war eher jünger und die Stimmung prächtig. In verschiedenen Kneipen und Vereinsheimen, teils auch in Garagen und Ständen: Überall im Dorf wurde Fasnet gefeiert.

Umzug bildete den Höhepunkt

Am Sonntag fand das närrische Treiben mit einem großen Umzug nach Frühschoppen und Zunftmeisterempfang seinen Höhepunkt. 2700 Hästräger und Musiker aus 23 Zünften zeigten sich auf der 1,6 Kilometer langen Strecke durch den Ort, beginnend bei der Volksbank, in einem Schlenker über die Hauptstraße und am Rathaus vorbei hinunter zum Festzelt. Es blieb trocken, die Temperaturen waren für Januar eher warm. Einzig der frische Wind ließ manch einen Zuschauer von einem Bein auf das andere tänzeln und doch etwas frösteln.

„Wir wollten erst mit dem Fahrrad kommen, haben uns aber doch für das Auto entschieden“, erzählte Raphaela Weber, die zusammen mit ihrem Mann Björn und den beiden Töchtern aus Rottenburg gekommen war. Die Stimmung sei super. Vor allem die vielen unterschiedlichen Verkleidungen begeisterten die Kinder. Insgesamt standen rund 4000 bis 5000 Zuschauer am Straßenrand und machten begeistert mit. Die Kiebinger selbst gingen mit ihren Figuren Butz und Teufel voran, musikalisch begleitet vom Musikverein.

Vorstellung der Zünfte beim Landschaftstreffen: Aus elf Ortschaften und Städten waren Vertreter von Gastzünften auf der Bühne.

Vorstellung der Zünfte beim Landschaftstreffen: Aus elf Ortschaften und Städten waren Vertreter von Gastzünften auf der Bühne.

Das charakteristische „Maschgera gau“ – das Erraten des Hästräger anhand seiner Figur und der echten oder verstellten Stimme – gehörte zum Pflichtprogramm. Erstmals seit vielen Jahren nahm der wiederbelebte und von zwei Kindern angetriebene Äschebär am Umzug teil. Die Narren aus Wellendingen hatten neben ihrem Strohbären einen Gast aufzubieten. Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher lief als Storch verkleidet mit. Es folgten die Hirrlinger und die Haigerlocher. Der Kübelesmarkt Bad Cannstatt kam vor allem bei den Kindern gut an.

Zuschauer hätte sich die Kiebinger Butzenzunft insgesamt ein paar mehr gewünscht – möglicherweise lag es am zeitgleichen Umzug in Tübingen, dass ein paar weniger kamen wie beim letzten Landschaftstreffen vor zwanzig Jahren. Davor hatten die Kiebinger es 1978 und 1988 ausgerichtet. „Wir sind mit der Resonanz auf das Landschaftstreffen und unser Jubiläums-Wochenende insgesamt sehr zufrieden“, sagte Zunftmeister Ralf Eberhardt. Er sieht als Aufgabe der Zünfte, die Vielfalt des schönen Brauchtums für die Nachwelt zu erhalten und weiterzugeben. Die Organisation und die Durchführung des Treffens habe dank des Engagements der 400 Mitglieder sehr gut geklappt.

Bei der Bewirtung halfen auch Mitglieder anderer Vereine mit. Bereits vor zehn Jahren hatten sich die Kiebinger als Ausrichter des Landschaftstreffens Neckar-Alb beworben. Den Zuschlag hatten sie vor vier Jahren erhalten. Das Wochenende fand am Sonntagnachmittag mit buntem, närrischen Treiben im Festzelt und im ganzen Ort seinen Abschluss.