Sie ist ein Fixpunkt im Tübinger Frühlingskalender: die Familienmesse fdf. Beim Auftakt am Samstagvormittag lobte Oberbürgermeister Boris Palmer „das wunderbare Messewetter“, mit dem die Besucher „keine Matschbedingungen auf unserem immer noch nicht optimal befestigten Festplatz“ anträfen. Palmer dankte allen Ausstellern und besonders Messechef Michael Bartmann und dessen Team.

Eröffnung der Tübinger Messe Für die Familie (fdf)

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„Wir sind hier offline“, sagte Palmer bei Sekt und Brezeln vor etwa 120 Eröffnungsgästen im Messe-Restaurant. Der Internethandel, „wo man nie hingeht“, habe hingegen immer offen. Wie kann man unter diesen Bedingungen den lokalen Handel stärken, fragte der Oberbürgermeister. „Und wie kann man die Luft in den Städten schützen, ohne dass man dem Handel die Luft abdrückt?“

Palmer „würde sich ja wünschen, dass alle mit dem Fahrrad oder mit dem Bus kommen“, doch bei Feinstaub-Alarm „plötzlich 50 Prozent der Autos auszusperren“ hält Tübingens Oberbürgermeister für den ganz falschen Weg. „Willkürlich alle Dieselfahrzeuge auszusperren, ist ein massiver Wettbewerbsnachteil der Innenstädte gegenüber der grünen Wiese.“ Er favorisiert stattdessen Umweltzonen, durch die alte Autos ganzjährig aus ebensolchen ferngehalten würden. „Umweltzonen haben dem Handel nicht geschadet“, so Palmer.

Mit Bezug auf den erst wenige Tage zurückliegenden politischen Aschermittwoch formulierte Palmer noch folgenden „Auftrag an die Politik“: Diesen „bayerischen Hornochsen“, der nun die baden-württembergische Automobilindustrie und die baden-württembergischen Innenstädte abwürgen wolle, „bei den Hörnern zu nehmen“. So viel Politik müsse sein, sagte er.

Palmers spezieller Messetipp galt der Elektromobilität – vom Elektroroller bis zum bulligen graulackierten Tesla-Sportwagen. „Anschauen tun wir den, fahren nicht“, sagte der Oberbürgermeister, der das Messegelände wie gewohnt mit dem Fahrrad erreicht hatte. Hausbesitzern empfahl er einen Besuch im Sanierungsmobil des Landes bei der Agentur für Klimaschutz. Beim Messerundgang deckte sich Tübingens Stadtoberhaupt mit drei Putzlappen der Marke „Kautschuk-Drop“ ein, bei denen eine Seite aus Kautschuk, die andere aus Baumwolle ist. „Das Schlimmste ist immer Haarspray“, meinte Händler Harry Gehrmann aus Langenhagen bei Hannover. Er kommt seit 2008 zur fdf. „Die Messe lohnt sich. Sonst wäre ich ja nicht hier.“

Ein aparter Messe-Neuling ist die Regensburger Firma Papaya, die gehaltvolle Nussmischungen und exotische Köstlichkeiten anbietet, darunter die türkische Süßigkeit Lokum, die als das älteste Konfekt der Welt gilt. Es gibt sie in vielerlei Farben und Geschmacksrichtungen: Kokos mit Pistazien, Karamell mit Pistazien oder, in einem kräftigen, transparenten Rosa, aus Rosenwasser, erläuterte Mitarbeiter Can Eci. Auf einer Glasplatte ist türkischer Nougat mit Pistazien (Halva) angerichtet.

Inhaber Mustafa Ajkac bezieht die feilgebotenen Köstlichkeiten aus der ganzen Welt: Getrocknete Ananasscheiben kommen aus Kolumbien, goldene Riesenweinbeeren aus Sri Lanka, Kumquats (Zwergorangen) aus Spanien. Schon die Farben und Formen lassen ans Schlaraffenland denken und locken zum Kombinieren: vielleicht getrocknete Feigen mit dunkelroten Berberitzenbeeren?

Garantiert umweltverträglich ist ein Angebot der Kammergruppe Tübingen der Architektenkammer Baden-Württemberg, die in Halle 16 einen Stand hat. Am Sonntagnachmittag informierte die Tübinger Landschaftsarchitektin Sarah Richter die Besucher über die altersgerechte Gestaltung von Gärten. Denn vor dem Haus gilt im Alter dasselbe wie drinnen: idealerweise schwellen- und barrierefrei, sagte am Samstag Architekt Armin Junger, der den Messestand für die hiesige Kammergruppe eingeführt hat.

„Lieber eine Rampe als Stufen und Tritte“, riet sein Kollege Matthias Intlekofer. Hindernisse sollten gut sichtbar sein, weil mit den Lebensjahren nicht nur die Bewegungsfähigkeit, sondern auch die Augen nachlassen: „Man neigt ja dazu, alles Ton in Ton zu machen.“ Beete sollten vorzugsweise als Hochbeete angelegt werden. „Damit man sich nicht so bücken muss“, sagte Intlekofer. Dasselbe gelte für Arbeitsplätze zum Umtopfen. Nicht ratsam seien hohe Obstbäume, die man nur auf der Leiter schneiden könne.

Bei der Bepflanzung empfehlen sich Gewächse, „die nicht so viel Pflege brauchen“, ergänzte Junger. Als Beispiel nannte der Architekt bodendeckende Geranien, die sich selbst aussäen, oder Buschröschen. „Die gibt es in allen Farben.“ Als Randbegrenzungen anstelle von Hecken ließen sich Apfelrosen pflanzen. „Die brauchen nicht viel Pflege.“ Fördermittel für barrierefreies Bauen gebe es auch für den Außenbereich.