Gestochen scharfe Momentaufnahme einer Pubertät ohne Perspektive.

Falscher Bekenner

Gestochen scharfe Momentaufnahme einer Pubertät ohne Perspektive.

24.11.2015

Von che

Falscher Bekenner

Die Pubertät ist ein weites Feld. Da gibt es die sexwütigen Zappler aus den einschlägigen Hollywood-Filmen. Und es gibt welche wie Armin. Der junge Mann (Constantin von Jascheroff) hat gerade mit Ach und Krach die mittlere Reife geschafft und stiert nun lustlos in Richtung Erwachsenendasein. Meist hockt er verspannt und apathisch in der Reihenhaus-Wohnung herum, holpert sich provozierend ungeschickt durch Bewerbungsgespräche und bringt die besorgten Eltern mit seiner Schlaffheit zur Verzweiflung. Nur das hübsche Nachbarsmädel lockt ihn ? aber auch nur ein kleines bisschen ? aus der emotionalen Totalverweigerung.

Damit ist die Geschichte von „Falscher Bekenner? auch schon erzählt. Beinahe jedenfalls, denn eines Nachmittags schickt Armin aus schlechter Laune heraus der Polizei einen Brief, in dem er sich als Verursacher eines tödlichen Autounfalls bezichtigt. Eine Wende zum Thriller ergibt sich aus den alsbald zur Masche werdenden Bekennerbriefen indes nicht. Eher sind sie verunglückte Befreiungsschläge gegen die halb bewusste Angst vor einer bis ins Detail vorgezeichneten Lebensbahn. Eine Metapher für die vage erträumte Freiheit jenseits des Abhakens von Einkaufszetteln im Kleinstadt-Supermarkt.

Fast ohne äußere Dramatik schildert der Berliner Regisseur Christoph Hochhäusler diese Pubertät in Zeiten der Perspektivlosigkeit. Dafür steckt der Film so randvoll mit feinfühligen Beobachtungen aus dem Familien- und Jugendzimmeralltag und ist bis in die kleinsten Rollen hinein so überzeugend gespielt, dass sich die Angststarre dieses Buben fast körperlich auf den Zuschauer überträgt.