Verbrechen

Falsche Polizisten richten Millionenschaden an

Die Zahl der Anrufe von Betrügern steigt deutlich. Das LKA will kriminelle Call Center zerschlagen.

20.08.2019

Von DPA

Stuttgart. Immer häufiger rufen so genannte falsche Polizisten bei Rentnern an und und gaukeln ihnen vor, Hab und Gut seien durch Verbrecher bedroht. Die Zahl sei in den vergangenen Jahren in Baden-Württemberg geradezu explosionsartig gestiegen und werde weiter zunehmen, sagte der Präsident des Landeskriminalamts (LKA), Ralf Michelfelder. Wurden vor zwei Jahren noch knapp 2000 Anrufe gezählt, so waren es im vergangenen Jahr über 7200. Die gute Nachricht: Die weitaus meisten Betrüger scheitern bereits beim Anruf. Dennoch entstand laut LKA im letzten Jahr ein Schaden von fast 6,78 Millionen Euro.

Wie die Täter vorgehen

Bei der Betrugsmasche geben sich die Täter am Telefon als Polizisten aus und bringen das oft alleine lebende Opfer dazu, einem Boten Geld oder Wertsachen zu geben. Manche überzeugen ältere Menschen davon, dass die Polizei vermeintliches Falschgeld prüfen muss. Andere versichern, die Beamten würden Bargeld und Wertsachen vor Kriminellen retten, die einen Einbruch planen. Bei einer neuen Masche wird den Opfern vorgelogen, es liege ein Haftbefehl gegen sie vor. Gegen eine zu überweisende Kaution in Höhe von mehreren Tausend Euro könne dieser ausgesetzt werden könne.

Parallelen zum Enkeltrick

Der Betrug als falscher Polizist erinnert an den Enkeltrick, bei dem sich Kriminelle am Telefon als gute Bekannte, Enkel, Neffe oder sogar als Kind ausgeben und eine finanzielle Notlage vortäuschen. Ist das Opfer zur Zahlung bereit, kommt oft ein Bote ins Spiel, der das Geld abholt. Insgesamt wurden im Südwesten 2018 fast 1500 derartige Fälle registriert (2017: 944), das Schadensvolumen beträgt insgesamt 2,49 Millionen Euro (2017: 1,52 Mio).

Ziel der Fahnder ist es nach den Worten Michelfelders nicht nur, den einzelnen Abholer an der Haustüre der Senioren zu fassen. „Wir wollen vor allem die Call Center zerschlagen, die meistens in der Türkei liegen.“ dpa