Den Abgang vergoldet

Fabian Hambüchen feiert einen absolut souveränen Triumph am Reck

Es waren die letzten 46 Sekunden einer großen Karriere. Fabian Hambüchen hat im Reck-Finale die lang ersehnte Medaille gewonnen: Gold.

17.08.2016

Von WOLFGANG SCHEERER

Stolzer Turner: Fabian Hambüchen krönt seine Karriere mit Olympia-Gold nach einem fast tadellosen Auftritt am Reck. Foto: dpa

Stolzer Turner: Fabian Hambüchen krönt seine Karriere mit Olympia-Gold nach einem fast tadellosen Auftritt am Reck. Foto: dpa

Rio de Janeiro. Fabian Hambüchen hat am Ende noch einmal alles riskiert, die von den acht Finalisten zweithöchste Schwierigkeit am Reck mit Übungsteilen wie Cassina und Co. geturnt und den angekündigten Abschied von der großen Bühne bei seinen vierten Olympischen Spielen eindrucksvoll vergoldet. Mit starken 15,766 Punkten belohnt, bejubelten er und die deutschen Fans in der Olympiahalle ausgelassen den bemerkenswerten Triumph.

„Ja! Ja! Ja!“ Hambüchen brüllte seine ganze Freude heraus, fiel seinem Vater und Trainer Wolfgang um den Hals, der ihn als Fünfjährigen zum ersten Mal mit in die Turnhalle genommen hatte, und schnappte sich die Deutschland-Fahne. Der Wetzlarer holte damit das erste deutsche Turn-Gold seit Andreas Wecker. Der Berliner hatte 1996 in Atlanta gewonnen.

Als erster der Final-Turner war der 28 Jahre alte Hambüchen gestern an der Reihe, hatte vorlegen müssen, um nach Bronze 2008 und Silber 2012 vielleicht noch einen draufzusetzen. Die komplexe Übung mit den spektakulären Flugteilen, die er nach seiner hartnäckigen Schulterverletzung vor Olympia zuvor schon unzählige Male traumwandlerisch sicher geturnt hatte, brachte ihn erst nach Rio und dort in den ganz engen Favoritenkreis. Würde Hambüchen den London-Olympiasieger Epke Zonderland aus den Niederlanden oder auch den erst 20 Jahren alte Brite Nile Wilson klar hinter sich lassen, wie in der Qualifikation? Nach 46 Sekunden am Reck war zunächst klar: Bis auf einen kleinen Schönheitsfehler nach der Landung, als er in Rückstand geriet und mit den Armen ins Rudern kam, war alles perfekt. Die jubelnd erhobenen Fäuste unterstrichen die große Zufriedenheit.

Zonderland musste gleich danach an die Reckstange, startete ebenfalls furios, rutschte aber nach spektakulär hohem Überschlag beim Kovac-Salto ab und klatschte laut auf die Matte. Er turnte dann zwar stark zu Ende, bekam aber deutliche Abzüge. Der junge Wilson überzeugte mit sicherer Übung. Mit 15,466 Zählern wurde er am Ende Dritter. Vor ihm ging Silber an Danell Leyva (15,500), der den souveränen Deutschen aber nicht mehr gefährdete. Für den US-Amerikaner war es schon die zweite Silbermedaille an diesem Tag. Kurz vorher war er auch am Barren Zweiter geworden.

„Ich kann das noch gar nicht fassen. Ich kann meine Gefühle nicht beschreiben. Das wird Zeit brauchen“, sagte Fabian Hambüchen in die vielen Mikrofone und Kameras, an denen er nach dem Sieg vorbeigeschleust wurde. Und er drohte schon mal an: „Wir werden feiern, dass das Deutsche Haus bebt!“