Bundesliga

FCB spielt nicht Bayern-like

Die Münchner kassieren in Ausgburg den späten Ausgleich und verlieren Niklas Süle langfristig. Die kriselnde Borussia aus Dortmund ist auf einmal punktgleich.

21.10.2019

Von DGU/SID

Niklas Süle wurde am Sonntag operiert und fällt mit einem Kreuzbandriss mehrere Monate aus. Foto: Matthias Balk/dpa

Niklas Süle wurde am Sonntag operiert und fällt mit einem Kreuzbandriss mehrere Monate aus. Foto: Matthias Balk/dpa

Niko Kovac schaute grimmig, es fiel dem Trainer von Bayern München in manchem Augenblick schwer, die Fassung zu bewahren. Der Kroate spürte, dass der Fußball-Rekordmeister nach einem völlig überflüssigen 2:2 (1:1) beim FC Augsburg einer erneuten Herbstkrise entgegensteuert.

Während dem empfindlichen Bayern-Coach die Kritik am Münchner Auftritt bisweilen zu pauschal geriet und er nach einer aus seiner Sicht weitgehend guten Leistung spürbar ungehalten reagierte, wurde Kapitän Manuel Neuer wesentlich deutlicher: „Ich will nicht sagen, dass es überheblich ist, aber es ist schon ein bisschen lässig. Ich denke, es ist auch ein Kopfproblem, dass man sich Punkte klauen lässt. Das ist nicht Bayern-like.“

Das klang eher nach grundsätzlichen Problemen – und dass die Bosse kommentarlos und mit betretener Miene das Augsburger Stadion verließen, wird in München generell als Alarmsignal gewertet. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge war sichtbar angefressen: „Ich habe Zeit, aber ich rede nicht.“ 15 Punkte nach acht Bundesligaspielen und nur vier Siege sind nicht genug. „Unser Anspruch wäre, sechs, sieben Punkte mehr zu haben als im Moment“, betonte Neuer.

Der Ergebnisdruck steigt also für den Trainer. Da der FC Bayern auch mit anhaltenden Defensivproblemen zu kämpfen hat, kommt der Ausfall von Abwehrchef Süle (24), der wegen eines Kreuzbandrisses am Sonntag operiert wurde und monatelang ausfällt, erst recht zur Unzeit.

„Das ist das Schlimmste, was heute passiert ist“, klagte Kovac über Süles Missgeschick, das dem Nationalspieler schon in der Anfangsphase bei einem harmlos aussehenden Duell mit Augsburgs Florian Niederlechner widerfahren war.

Als Süle auf Krücken das Stadion verließ, schien sich zumindest das Spiel in die richtige Richtung zu entwickeln. Serge Gnabry (49.) erzielte fast zeitgleich die Führung, nachdem Robert Lewandowski (14.) die FCA-Blitzführung durch Marco Richters Tor nach 27 Sekunden egalisiert hatte. Doch dann verdaddelten die Bayern Chancen in Hülle und Fülle, Alfred Finnbogason (90.+1) bestrafte das.

Ob das Tor auch mit Süle in der Innenverteidigung gefallen wäre, ist Spekulation. Klar ist, dass die schwere Verletzung des Abwehrchefs auch für Bundestrainer Joachim Löw und die Nationalmannschaft zum Problem wird. Die Verletzung „beeinträchtigt die Entwicklung unserer im Umbruch befindlichen jungen Mannschaft“, sagt Löw.

Der Coach kann mit Matthias Ginter, Antonio Rüdiger, Jonathan Tah, Niklas Stark und Robin Koch als Kandidaten für die Innenverteidigung nicht ernsthaft ein gutes Gefühl haben. Und ob Süle rechtzeitig zur EM wieder in Form kommt, steht in den Sternen.

Chance für Hummels?

Deswegen wird automatisch die Frage aufkommen, ob Löw Mats Hummels zurückholen soll. Dieser hat beim 1:0-Heimsieg von Borussia Dortmund gegen Borussia Mönchengladbach wohl sein bestes Saisonspiel gemacht. „Wenn ich irgendwann noch einmal das Trikot für Deutschland anziehen darf, würde ich mich nicht dagegen wehren“, sagte der 30-Jährige jüngst im „Kicker“-Interview.

Durch den Sieg ist der BVB punktgleich mit dem FC Bayern, mittendrin im Titelrennen: Vor „unglaublich straffen Wochen“ mit noch sechs weiteren Topspielen innerhalb von 17 Tagen sah plötzlich alles gar nicht mehr so übel aus beim BVB: „So einen Sieg brauchst du auch mal, um wieder in die Spur zu kommen“, sagte Kapitän und Torschütze Marco Reus.

Dass der BVB einen knallharten Fight zu null gewann, sollte auch die Debatte über Trainer Lucien Favre vorerst beruhigen. Dieser zeigte sich „sehr, sehr zufrieden, das gefällt mir total“. Und das ohne Supertalent Jadon Sancho. Favre strich den Engländer aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader. dgu/sid