Heidelberg

«Effekthascherei»: Ministerium kritisiert Klinik

Das Wissenschaftsministerium hat die PR-Kampagne der Uniklinik Heidelberg zu einer Studie über einen potenziellen Bluttest auf Brustkrebs gerügt und Aufklärung angemahnt.

25.03.2019

Von dpa/lsw

Bluttest im Labor des Universitätsklinikums Heidelberg. Foto: Labor/Universitätsklinikum Heidelberg/Archiv dpa/lsw

Bluttest im Labor des Universitätsklinikums Heidelberg. Foto: Labor/Universitätsklinikum Heidelberg/Archiv dpa/lsw

Heidelberg. Das Ressort von Ministerin Theresia Bauer (Grüne) sprach am Montag von «Effekthascherei» bei der Vorstellung des Tests auf einem Kongress, die sich angesichts der betroffenen Frauen mit ihren Ängsten und Hoffnungen verbiete. «Überzogene Erwartungshaltungen schlagen in Enttäuschung um und schaden der Wissenschaft insgesamt», heißt es in dem Statement des Ministeriums. Zugleich wurden die Aufklärungsbemühungen der Uniklinik begrüßt.

Der Hintergrund: Das Unternehmen Heiscreen, eine Ausgründung der Uniklinik, und die Uniklinik selbst hatten im Februar den neuen Test präsentiert. In einer Pressemitteilung war von «einem Meilenstein in der Brustkrebsdiagnostik» die Rede, eine Markteinführung sei «noch in diesem Jahr geplant».

Am dem Vorgehen gab es daraufhin deutliche Kritik von Fachgesellschaften, Medizinern und Statistikern - unter anderem weil die Wirksamkeit des Tests nur unzureichend beschrieben wurde. Zudem sind Ergebnisse von Tests an Frauen bislang nicht in einem Fachjournal publiziert. Auch die angekündigte Markteinführung noch in diesem Jahr wurde von der Uniklinik später relativiert. Nach Ansicht des Ministeriums entspricht die verfrühte Bekanntgabe der Studie nicht den hohen Ansprüchen an eine verantwortungsvolle Wissenschaftskommunikation.

Die Klinik hat nach einer internen nun auch eine externe Kommission eingesetzt, die die Kampagne durchleuchten soll. Der Aufsichtsrat des Uniklinikums hatte bereits Mitte März eine Untersuchung der Veröffentlichung angeordnet. Als Maßstäbe wurden die Einhaltung von Regeln guter wissenschaftlicher Praxis und Unternehmensführung genannt. Das Ministerium will deren Anwendung ebenso wie die Berichte der Arbeitsgruppen selbst genau anschauen und prüfen, ob weitere Maßnahmen im Rahmen der Rechtsaufsicht notwendig sind. Das Klinikum hatte sich dafür entschuldigt, sollten Frauen sich Hoffnungen auf eine rasche Einführung des Tests gemacht haben.

Brustkrebs ist laut Zentrum für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts mit rund 69 000 Neuerkrankungen jährlich die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Nach den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts starben im Jahr 2016 18 570 Frauen an Brustkrebs.