Exit Marrakech

Exit Marrakech

Ulrich Tukur als Workaholic versucht auf einer Reise durch Marokko einen Neustart der Beziehung zu seinem Sohn.

27.09.2013

Von Dorothee Hermann

Das dicke Auto ist nur eines der Bollwerke, mit denen sich Heinrich (Ulrich Tukur) von Marokko abschottet, wo er an diversen Theatern inszeniert, sich jedoch nach der Arbeit am liebsten am Pool seines jeweiligen Luxushotels anschwärmen lässt. So klischeelastig steigt die deutsche Oscar-Gewinnerin Caroline Link („Nirgendwo in Afrika?) in ihr neuestes Zweistundenepos ein, auch wenn sie eine aktuelle Vater-Sohn-Konstellation aus einer Patchwork- oder Scheidungs-Familie aufgreift. Als der 17-jährige Ben (Samuel Schneider) für die Sommerferien einfliegt ? Heinrich hat den Sprössling nach jahrelanger Funkstille eingeladen ? stört er sofort die eingespielte Routine zwischen Bühne, Proben und Relaxen. Ben seinerseits kommt sich überflüssig vor und fühlt sich auch um das fremde Land betrogen.

Bei einem heimlichen Abstecher in einen Club in Marrakesch trifft er die Prostituierte Karima (stark überschminkt: die großartige Hafsia Herzi aus „Couscous mit Fisch?). Als Ben ihr ins bergige Hinterland Marrakeschs folgt und nicht mehr erreichbar ist, driftet der Film vom Rabenvater- und Künstlerbashing zu Postkartenklischees von kargen Bergpanoramen und archaischen Lebensverhältnissen. Karimas Mutter tischt mit verlorenem Blick Mahlzeiten auf ? während allen außer Ben klar ist, dass die Gastfreundschaft endet, sobald die streng patriarchalisch gesinnten Männer der Familie zurückkehren.

Zwar arbeitet der Film recht amüsant heraus, wie der zu lange abwesende Vater und der widerstrebende Sohn einander den Spiegel vorhalten. Doch vor allem bleibt er exotische Kulisse ? für zwei behäbig deutsche Figuren, die auf dieser Welt keine Sorge haben als die Entfremdung zwischen einander.

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