Geburtstag

Ewig sympathischer Tausendsassa

Er bleibt als Multitalent unvergessen. Am 16. April wäre der Schauspieler Peter Ustinov 100 geworden.

16.04.2021

Peter Ustinov war für seinen unvergleichlichen Humor bekannt. Foto: Bernd Settnik/dpa

Peter Ustinov war für seinen unvergleichlichen Humor bekannt. Foto: Bernd Settnik/dpa

London. Wo Sir Peter Ustinov auftauchte, war gute Stimmung garantiert. Stets bestens gelaunt und mit schelmischem Gesichtsausdruck zog er Grimassen für die Fotografen, imitierte Automotoren oder Musikinstrumente und sorgte mit Anekdoten und Witzeleien für Lacher. Er vereinte Hochkultur und Unterhaltung. Und es schien nichts zu geben, in dem Ustinov nicht begabt war. Er war Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller, Komiker, Entertainer und Weltbürger. Am 16. April wäre der sympathische Tausendsassa 100 Jahre alt geworden.

Ustinov gewann zwei Oscars für seine Nebenrollen als Sklavenhändler Batiatus in Stanley Kubricks „Spartacus“ (1960) und als Arthur Simon Simpson in der Krimikomödie „Topkapi“ (1964). In Erinnerung bleibt er besonders als Hercule Poirot. Herrlich kauzig spielte er den belgischen Detektiv in den Agatha-Christie-Verfilmungen. In der deutschen Fassung von „Das Böse unter der Sonne“ (1982) synchronisierte sich Ustinov, der sechs Sprachen fließend sprach, sogar selbst.

In Schwäbisch Gmünd getauft

Der Brite, der oft betonte, dass er in Leningrad gezeugt und in Schwäbisch Gmünd getauft wurde, stammte aus einer multikulturellen Familie. Am 16. April 1921 wurde er als Peter Alexander Freiherr von Ustinov in London geboren – ein Einzelkind. Sein strenger Vater war Sohn russischer Einwanderer, seine Mutter eine Französin, die auch russische, italienische und äthiopische Vorfahren hatte.

Schon als Kind soll der kleine Peter beim Aufwachen Autogeräusche nachgeahmt haben. Die Unterhaltung seiner Mitmenschen war früh seine Bestimmung. „Ich bin immer sehr zufrieden, wenn ich Lachen höre“, erzählte Ustinov einmal, „und wenn ich es selbst inszenieren kann, dann ist es das größte Vergnügen der Welt.“

Der Humor war auch eine Flucht. Statt sich während der Kindheit von Mitschülern hänseln zu lassen, machte der kleine Peter lieber selbst Witze. Mit 16 Jahren verließ er die Schule, um Schauspiel-Unterricht zu nehmen. Schon als 18-Jähriger stand Ustinov mit eigenen Sketchen auf der Bühne und war auch als Autor gefragt. Mit Beginn der 1940er Jahre übernahm er erste Film- und Theaterrollen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der glühende Pazifist, der Zeit seines Lebens für die Völkerverständigung warb, zum Militärdienst berufen. „Das war die längste Rolle, die ich je gespielt habe, meine am wenigsten überzeugende und die am schlechtesten bezahlte“, scherzte er 1964 im britischen Fernsehen. „Ich habe es gehasst. Aber heute bin ich froh darüber, weil es mein Leben sehr bereichert hat.“

Er ließ sich in die Abteilung für Unterhaltung und Propagandafilme versetzen. Dort arbeitete er unter anderem mit David Niven zusammen. Und nach dem Krieg ging es für Ustinov steil bergauf. Die Rolle des Kaisers Nero im Historienepos „Quo Vadis“ machte ihn 1951 berühmt und bescherte ihm einen Golden Globe – der Auftakt einer Weltkarriere.

Später drehte Sir Peter, der 1990 von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen wurde, neben Filmen auch Reisereportagen. Auch schwere Herzprobleme und Diabetes konnten den in dritter Ehe verheirateten vierfachen Vater nicht davon abhalten, rund um den Globus Filme zu drehen und in Shows aufzutreten, bis sein Körper nicht mehr wollte. Am 28. März 2004 erlag Ustinov im Alter von 82 Jahren in einer Klinik im schweizerischen Genolier einem Herzversagen. dpa

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Erstellt:
16.04.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 36sec
zuletzt aktualisiert: 16.04.2021, 06:00 Uhr

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