Kommentar zur Fußball-WM

Esel überholt Rennpferd

Der hungrige Esel läuft schneller als das satte Rennpferd. Dieses türkische Sprichwort erweist sich auch für die zu Ende gegangene Fußball-Weltmeisterschaft als zutreffend.

16.07.2018

Von Gerold Knehr

Das satte Rennpferd – das ist der entthronte Titelträger Deutschland. Der Erfolg vor vier Jahren in Brasilien, der Confed-Cup und der EM-Titel der U-21-Junioren vor einem Jahr bewirkten beim DFB Selbstgefälligkeit und Selbstzufriedenheit.

Der – pardon – hungrige Esel, das ist die französische Equipe. Bei der WM 2010 in Südafrika nach zahlreichen internen Querelen von den eigenen Fans noch verhöhnt, hat sich das Team von Didier Deschamps seither peu à peu nach oben gearbeitet. Als zusätzlicher Katalysator erwies sich das mit 0:1 nach Verlängerung verlorene EM-Finale vor zwei Jahren im eigenen Land gegen Portugal.

Das Finale war, wie das gesamte Turnier, nicht gerade hochklassig, aber mit sechs teilweise kuriosen Toren äußerst unterhaltsam.

Mit der WM in Russland endet die Ära von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, die ein Jahrzehnt lang den Fußball dominierten. Nun ist der Weg frei für ihre Nachfolger. Die neuen Weltmeister Antoine Griezmann und Kylian Mbappé haben die gute Chancen. Sie sind die besten Pferde im Stall.