Monstertruck-Show in Mössingen

Es ist ein Spiel mit der Kupplung

Zum Ostermontag erklang in Mössingen Motorengebrüll. Die Frankfurter Familie Kübler zeigte beeindruckende Stunts.

04.04.2018

Von Michael Sturm

Ich geh‘ für Dich durchs Feuer: In diesem Fall Gonzalez Nock auf einer Art fliegendem, ziemlich heißem Teppich hinter dem von Mario Cortez gesteuerten Wagen bei der Monstertruck-Show in Mössingen am Ostermontag. Bild: Franke

Ich geh‘ für Dich durchs Feuer: In diesem Fall Gonzalez Nock auf einer Art fliegendem, ziemlich heißem Teppich hinter dem von Mario Cortez gesteuerten Wagen bei der Monstertruck-Show in Mössingen am Ostermontag. Bild: Franke

Daumen hoch – Mario Cortez sitzt in einem Auto, das entfernt an einen VW Golf erinnert. Er gibt Gas, um gleich wieder abzubremsen, auszusteigen und sich vor der Tribüne feiern zu lassen. Ein bisschen Show muss sein.

Gut 400 Besucher kamen am Ostermontag zur PS-Parade auf dem Parkplatz der Mössinger Firma Deco Domus. Ein Fest für große und kleine Fans flotter Reifen und fiesen Abriebgestanks. Mal ehrlich, wer würde nicht gerne mit einem auf zwei Reifen balancierenden Auto in Richtung Bästenhardt brettern oder seinen Wagen einfach mal gepflegt aufs Dach legen? Gut, allzu viele werden es nicht sein, vermutlich aus Sorge ums eigene Heilix Blechle und die resultierenden Versicherungskosten.

Drei Zuschauerinnen wagen es und steigen zu Cortez ins Auto. Vollgas, über die Rampe, Schräglage – der linke Außenspiegel touchiert beinahe den Boden – dann mit einem kleinen Ruck nach etwa hundert Metern wieder auf alle Viere. Neben Musik schallt dazu die Stimme von Tanja Kübler durch die Lautsprecherboxen. Orakelnd: „Es ist ein Spiel mit der Kupplung.“ Ekstatisch: „Wollt ihr das nochmal seh‘n?“

Mit der Monstertruck-Show knüpfen Tanja Kübler und Mario Cortez an die Traditionen ihrer Familien an. Er ist in dritter Generation Stunt-Pilot. Sie stammt aus einer Frankfurter Zirkusdynastie. Die Familien kannten einander lange. Statt in einer Manege findet bei ihnen alles auf Asphalt statt. Andere präsentieren Kunststückchen mit Tieren, sie eben mit PS-Protzen. Zu laut brüllender, thematisch irgendwie passender Musik, etwa den Titelmelodien der Fernsehserien „Knight Rider“ und „Ein Colt für alle Fälle“, und mit denselben Mätzchen und schlüpfrigen Späßchen, die man aus dem Zirkus kennt – Mario ist Dompteur, Clown und Animator in einer Person. Tanja Direktorin und Ansagerin.

Dazu kommen Knallchargen wie jener Typ, der sich Gonzalez Nock nennt. Im Zirkus wäre er vermutlich als lebende Kanonenkugel zu Schaden gekommen. Im Kübler-Clan ist er der Mann, der sich bei Fahrer Mario Cortez auf dem Autodach liegend festhält oder, auf einer Matte sitzend, hinter dem Stuntauto her gezogen wird – durch eine brennende Holzwand hindurch.

Auch die Kinder des Paars sind dabei. Der neunjährige Sohn Joey heizt mit einem Quad über die Rampe – und fliegt dabei über die Körper von fünf Leuten hinweg, die sich vorne lang gelegt haben. Er begann im selben Alter wie sein Vater, beide waren zwei Jahre jung als sie erstmals auf einem Kinderquad saßen. Die 16 Jahre alte Tochter Jenna war früher auf Motorrad und Quad auch Teil der Show. Jetzt kümmert sie sich um Werbung, Eintrittskasse und Pausenverkauf.

An diesem Ostermontag ist vor allem ihr Vater in Action – weit mehr als sonst. „Normalerweise hätten wir einen Fahrer mehr dabei. Aber der bekommt gerade die Nierensteine heraus“, verrät Tanja Kübler. Kein Wunder, dass Cortez stets rasant einparkt, wenn er wieder einmal Fahrzeuge zu wechseln hat. Diese, verrät er später, würden jeweils vor der Show organisiert: „Wir schauen bei örtlichen Autohändlern rein. Hier in der Gegend kennen wir einen, der uns welche besorgt“ – und hinterher verschrottet. Ein Showtag, so Cortez weiter, erfordere 14 Tage Vorbereitung: „Werbung, Autos besorgen, prüfen, was an Ersatzteilen, Reifen, Schrauben fehlt.“

Am Ende der Show kommen die ganz dicken Dinger zum Zug. Naja zumindest ein Monstertruck. Damit walzte Mario Cortez zwei Autos kurz und klein. Mit viel Liebe zum Detail. „Auf so engem Raum zu manövrieren, das ist eine große Kunst“, staunt Zuschauer Kosta Papadopoulos aus Mössingen. „Mit 15 habe ich die Show schon einmal in Tübingen gesehen. Da hatten sie deutlich mehr Platz.“ Er bedauerte, dass die Küblers zwar mit den Monstertrucks geworben, dann aber nur einen eingesetzt haben.

In dieselbe Kerbe hieb der Hechinger Matthias Müller, dessen dreijähriger Sohn Ben „maulig geworden“ sei, weil er so lange auf den Höhepunkt der Veranstaltung warten musste. Andererseits meldeten Mutter Iris und die neunjährige Tochter Anna, der Familienausflug nach Mössingen könne als gelungen verbucht werden. Immerhin, so Ines Müller, habe man gezeigt bekommen, „was man im Fernsehen sieht, aber sonst nicht machen darf – und man sieht, wieviel Arbeit dahinter steckt.“