Berlin

Cannabis: Es geht um Milliarden

Justus Haucap ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Er hat in einer Studie berechnet, welche Auswirkungen die Legalisierung von Cannabis auf die deutsche Volkswirtschaft hätte. Selbst bei sehr konservativen Schätzungen kommt er auf einen hohen Einspareffekt.

10.05.2021

Von Dominik Guggemos

Justus Haucap, Professor für Volkswirtschaftslehre . Foto: HHU

Justus Haucap, Professor für Volkswirtschaftslehre . Foto: HHU

Herr Haucap, was kostet die Prohibition von Cannabis den deutschen Steuerzahler?

Justus Haucap: Sehr konservativ gerechnet eine Milliarde Euro pro Jahr. Das ließe sich alleine bei der Polizei einsparen. Die Kosten für die Justiz und den Justizvollzug sind dabei noch nicht eingerechnet, weil wir dafür keine verlässliche Datengrundlage haben. In Wahrheit liegt die Summe also noch deutlich höher.

Wie viele Steuereinnahmen ließen sich durch eine Legalisierung generieren?

Mindestens 1,7 Milliarden Euro im Jahr. Der Großteil davon über eine direkte Steuer für Cannabis sowie die Mehrwertsteuer. Auch hier wieder: Das ist das absolute Minimum. Faktoren wie der, dass wir dadurch nicht mehr unnötig Menschen, die produktiv sein könnten, dem Arbeitsmarkt entziehen würden, kommen noch dazu, sind aber schwer zu beziffern. Der erhöhte Gesundheitsschutz für junge Menschen durch besseren Jugendschutz und hochwertigeres Cannabis ebenso.

Ein weiterer wirtschaftlicher Faktor sind Investitionen in Unternehmen. Wären bei einer Legalisierung auf einmal Cannabis-ETFs eine attraktive Geldanlage?

Am Anfang wäre die Gewinnspanne sicher enorm. Die höchsten Margen wären bei medizinischem Cannabis zu erwarten, wo hohe Reinheitsgrade zu den Anforderungen gehören. Bei Cannabis als Genussmittel hätte der Markt perspektivisch aber nicht allzu hohe Eintrittsbarrieren – siehe die Fotos von Hanfpflanzen auf Cem Özdemirs Balkon. Es wäre auf Dauer schwierig, super profitabel zu sein. Der Preis, das zeigen Daten aus den USA, darf auch nicht viel höher sein als auf dem Schwarzmarkt. Allerdings würden sich wohl Markenprodukte herausbilden, dazu könnte bei Bio-Cannabis die Gewinnspanne steigen.

Sie sprechen sich für eine Legalisierung von Cannabis aus. Sind Sie damit innerhalb ihrer Kollegen ein Außenseiter?

Ganz im Gegenteil, das ist totaler Common Sense unter Volkswirten. Für manche ist das Thema nur ein bisschen langweilig, weil es wenig gute Daten gibt und jeder weiß, dass Prohibition schlecht ist.

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Erstellt:
10.05.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 55sec
zuletzt aktualisiert: 10.05.2021, 06:00 Uhr

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