Bundesliga-Gipfel

Der BVB ist der neue FC Bayern

Aggressiver, schneller, harmonischer: Wie Borussia Dortmund den Abonnementmeister hinter sich lässt. Hoeneß plant keine Transfers in der Winterpause, stattdessen einen Umbruch in der nächsten Saison.

12.11.2018

Von DPA/SID/EB

Ausgebremst: Franck Ribery, der Altstar des FC Bayern München, kommt nicht an Lukasz Piszczek (links) und Axel Witsel vorbei. Foto: Hommes/Eibner

Ausgebremst: Franck Ribery, der Altstar des FC Bayern München, kommt nicht an Lukasz Piszczek (links) und Axel Witsel vorbei. Foto: Hommes/Eibner

Vor einer Woche sprach jeder Fußball-Interessierte von der Super League. Nun heißt das Motto: Die Superliga – das ist die Bundesliga! Das 3:2 von Borussia Dortmund im furiosen Spitzenspiel gegen den FC Bayern München war beste Werbung für die höchste deutsche Spielklasse. Irres Tempo, prickelnde Spannung, klasse Tore – Karl-Heinz Rummenigge geriet trotz der Niederlage seines Teams geradezu ins Schwärmen. „Es war ein großartiges Fußballspiel. Ich habe vor kurzem den spanischen Clásico Barcelona – Real Madrid gesehen. Da war der deutsche attraktiver und vor allem fußballerisch besser“, sagte der Vorstandschef.

Die nach sechs Münchner Titeln in Folge als langweilig empfundene Liga ist plötzlich wieder spannend wie seit langem nicht. Sieben Punkte beträgt nun der Vorsprung des BVB auf den bisherigen Abonnementmeister. „Seit sechs Jahren gab es eine Dauerparty von Bayern München“, sagte Rummenigge. „Nun hat Dortmund mal wieder die Nase vorn. Das muss man akzeptieren. Und bis Weihnachten eine Serie hinlegen.“

Neuer: Es hat gebrannt

Zwar beherrschten die Bayern den BVB eine Halbzeit lang. Doch dann deckten die Dortmunder die Münchner Schwächen in vielen Bereichen auf. Die Bayern ließen sich nach zweimaliger Führung zweimal auskontern, was auf fehlende taktische Vorgaben schließen lässt. Torhüter Manuel Neuer fühlte sich von seinen Kollegen häufig im Stich gelassen. „Dortmund hatte viel mehr als drei Chancen“, sagte Neuer: „Es hat immer wieder gebrannt. Immer war wer frei.“

Die Dortmunder wirken derzeit nicht nur flexibler, dynamischer und kompakter, sondern auch fitter. Und vor allem haben sie den jüngeren und breiteren Kader. Während Siegtorschütze Paco Alcácer (73. Minute) am elften Spieltag das elfte Dortmunder Joker-Tor schoss, kamen bei den Bayern kaum Impulse von der Bank. Die Null-Euro-Einkaufspolitik im Sommer droht sich zu rächen. Dennoch schließt Präsident Uli Hoeneß Neuzugänge in der Winterpause aus. „Nein, wir werden sicherlich keine Aktivitäten am Transfermarkt machen“, sagte er am Sonntag. Stattdessen kündigte er einen Umbruch für 2019 an.

Die in der vergangenen Saison noch um 29 Punkte distanzierten Dortmunder sind drauf und dran, in die Schuhe des Abonnementmeisters zu schlüpfen. Doch diese Rolle wollen die Borussen, die bereits zum vierten Mal in dieser Saison einen Rückstand in einen Sieg umdrehten, gar nicht haben. „Es ist noch viel zu früh, über den Meistertitel zu sprechen“, sagte der starke BVB-Kapitän Marco Reus, der die beiden Bayern-Führungen durch Robert Lewandowski (26./52.) zweimal egalisierte (49./Foulelfmeter/67.). „Nichts“ würde der Ausgang des Topspiels für die Vergabe der Meisterschaft bedeuten, versicherte Reus hartnäckig und schwärmte am Samstag lieber blendend gelaunt über die Qualität des Bundesliga-Gipfels.

Im Münchner Lager wirkte die Gefühlslage durchaus anders, zumal es zuletzt Hinweise auf zwischenmenschliche Probleme gab. Bei der Suche nach dem Maulwurf, der Interna an die Öffentlichkeit trägt, sprach Trainer Niko Kovac angeblich versehentlich von „diesen beiden“. Dass der als Kritiker vermutete James Rodriguez zu spät zum Training gekommen sei, bezeichnete Sportdirektor Salihamidzic als „Fehlinformation“. Dennoch kam der WM-Torschützenkönig von 2014 in Dortmund nicht zum Einsatz.

Auch die Aussagen der Spieler verraten zwischen den Zeilen einiges. „Wer jetzt nicht diese Gier entwickelt, da oben wieder hinzukommen, ist bei uns fehl am Platz“, mahnte Joshua Kimmich. Der von Beginn an spielende Thomas Müller konterte mit Blick auf das Lob zur guten Leistung: „Wenn man zweimal führt und verliert, kann man nicht alles richtig gemacht haben.“

Keine Trainerdiskussion

Über die Zukunft von Kovac diskutiere man intern nicht, versicherte derweil Rummenigge. Angesichts der Bayern-Sorgen wittern die Dortmunder dennoch längst ihre Chance. Auf die Frage, ob der Meistertitel möglich sei, sagte Lukasz Piszczek, neben dem seit Wochen verletzten Marcel Schmelzer und Ex-Bayern-Spieler Mario Götze letzter Verbliebener aus den Meisterkadern von 2011 und 2012: „Das ist noch weit weg. Aber wenn wir weiter so hungrig spielen, können wir was erreichen.“ dpa/sid/eb

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Erstellt:
12.11.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 12.11.2018, 06:00 Uhr

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