Tübingen

Erzählbögen folgen

Unter der Überschrift „Ein langer Brief an Putin“ (22. November) berichtete Werner Bauknecht über den Auftritt der Performerin und Sopranistin Barig Nalbantian in der Tübinger Westspitze.

28.11.2022

Von Alice Funda, Tübingen

Wie verführerisch es ist, sich nur den Klängen der ausgezeichneten Künstlerin und fast „verruchten Liza Minelli“ hingeben zu wollen und sich aus einer Musiksatire eine reine Gesangsdarbietung zu wünschen – liest sich aus dem Artikel, dem ich traurigerweise keine journalistische Fähigkeiten entnehmen konnte. Das Programm von Barig Nalbantian war zutiefst persönlich, von ihrer Familiengeschichte als Armenierin abgeleitet und mit sinnigen Fragen an einen Despoten gerichtet, der natürlich niemals antworten würde.

Vielleicht kostete es den Zuhörer Mühe, den dichten, intelligenten Erzählbögen zu folgen und wie klug Lieder und Lesung sich ergänzten? Ist man Kurzformate gewöhnt, gleitet die Aufmerksamkeit für tiefsinnige Texte auch schon mal schnell in (erot.) Tagträume ab, Herr Bauknecht? Satire ist ein schwieriges Format, das aber mit einer herrlichen Leichtfüssigkeit von einer „Fee“ aus Philadelphia an beiden Abenden vorgetragen wurde. Haben Sie gelacht? Ist Man(n) es nicht gewohnt, die Meinung einer Frau ganz und gar wahrzunehmen und zu honorieren? Immerhin ist das Foto gut gelungen, dagegen der Artikel ein Abriss.