Tübingen·1. Mai

Erstmals mit Fridays for Future

„Europa. Jetzt aber richtig!“ ist Motto des DGB für den Tag der Arbeit am 1. Mai. Gerd Bosbach ist Hauptredner auf dem Marktplatz.

24.04.2019

Von Renate Angstmann-Koch

Dreieinhalb Wochen vor der Europawahl wird es am Mittwoch kommender Woche auf dem Tübinger Marktplatz auch um Themen gehen, deren Bedeutung über den Kontinent hinausreicht. Zu den Forderungen des DGB gehört, dass sich die Europäische Union über ihre Außengrenzen hinaus solidarisch zeigt. Sie soll zum „Vorbild für eine faire Globalisierung“ werden und internationale Standards für Arbeitnehmerrechte, Soziales, Umwelt- und Verbraucherschutz setzen.

In Tübingen ist zur Eröffnung der um 11 Uhr beginnenden Kundgebung erstmals wieder ein städtisches Grußwort vorgesehen. Es kommt von Sozialbürgermeisterin Daniela Harsch (SPD). Danach soll eine Stimme des globalen Südens zu hören sein: Eine Schauspielerin trägt das Protokoll eines Gesprächs mit Saeeda Khatoon aus Karatschi vor. Sie verlor 2012 beim Brand der Näherei Ali Enterprises in Pakistan, bei dem 259 Menschen ums Leben kamen, ihren zwölfjährigen Sohn und forderte vor Gericht, dass der deutsche Textildiscounter Kik Verantwortung übernimmt.

Danach spricht der Mathematiker und Statistiker Prof. Gerd Bosbach aus Koblenz. Sein Schwerpunkt ist die Wirtschafts- und Sozialforschung. Der Mitautor des 2017 erschienenen Buchs „Die Zahlentrickser: Das Märchen von den aussterbenden Deutschen und andere Statistiklügen“ wirft Forschern und Politikern vor, Faktoren gezielt ausgelassen zu haben, um das Rentensystem zu schwächen, und die Gesellschaft in Jung und Alt zu spalten. Bosbach hält am 2. Mai in Reutlingen ein DGB-Seminar über „Rentenpolitik heute“.

Nach dem Vortrag des Hauptredners singt der Ernst-Bloch-Chor. Dann spricht Angela Hauser, die als Personalratsvorsitzende des Uniklinikums, des größten Tübinger Arbeitgebers, derzeit 10 214 Beschäftigte vertritt. Sie will vor allem den Personalmangel in der Pflege thematisieren. Die Umsetzung des Tarifvertrags zur Entlastung erweist sich Hauser zufolge als langwierig. Bisher sei noch keine Verbesserung zu spüren – unter anderem, weil Vertretungen fehlen. Am 22. Mai will die Tarifkommission der Beschäftgiten der vier Unikliniken das weitere Vorgehen beraten.

Die Erwerbslosenbewegung kommt mit einem Vertreter des Arbeitslosentreffs Tat zu Wort, ebenso die Klimabewegung „Fridays for Future“ mit einem Redebeitrag. Aus deren Anliegen ergeben sich unmittelbar gewerkschaftliche Fragen, sagt Margrit Paal vom DGB-Kreisverband – etwa die, was mit den Arbeitsplätzen in der Braunkohle-Industrie geschieht.

Als Personalratsvorsitzende der Universität mit 8200 Beschäftigten will Paal auch auf das „Riesenproblem der Befristungen“ und die Verdi-Kampagne „Frist ist Frust“ eingehen. Ein weiteres großes Thema werde die Arbeitszeit sein. Bestrebungen sie auszuweiten will auch Gerlinde Strasdeit am Vorabend als Rednerin in Hagelloch zurückweisen (Beginn: um 19.30 Uhr vor dem Rathaus).

Der Fahrplan der Tübinger Mai-Kundgebung

In Hagelloch beginnt die Maifeier wie in jedem Jahr bereits am Vorabend um 19.30 Uhr vor dem Rathaus. Der Musikverein spielt, der Maibaum wird aufgestellt, und Ortsvorsteher Martin Lack hält eine Rede. Danach spricht Gerlinde Strasdeit als Vertreterin des DGB-Kreisvorstands.

In Tübingen wird der Tag der Arbeit am 1. Mai um 10.30 Uhr mit einer Demonstration eröffnet. Sie führt vom Europaplatz zum Marktplatz, wo um 11 Uhr die von Margrit Paal moderierte Kundgebung beginnt. Hauptredner ist Prof. Gerd Bosbach. Weitere Beiträge beschäftigen sich mit der Situation Tübinger Betriebe. Der Ernst-Bloch-Chor singt. Die Reden werden in Gebärdensprache übersetzt. Es gibt auch Infostände und beim anschließenden Familienfest eine Hüpfburg. Der Alevitische Verein bietet Kinderschminken an. Es spielen die Stormy Riders, und der Türkische Verein bewirtet.

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Erstellt:
24.04.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 40sec
zuletzt aktualisiert: 24.04.2019, 01:00 Uhr

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