Erst Geduld, dann Genuss

Erstes Tübinger Streetfood-Festival beginnt mit Schwierigkeiten

Auf dem Holzmarkt eröffnete am Donnerstag die Kulinart. Jedoch mit Schwierigkeiten und Verspätung, aber auch positiver Resonanz.

14.06.2018

Von Moritz Hagemann

Donnerstag zur Mittagszeit: Die Bänke und die Stiftskirchen-Treppen sind schon besetzt, aber die Zelte haben noch geschlossen. Danach änderte sich das Bild aber und der Streetfood-Markt lief noch gut an. Bild: Metz

Donnerstag zur Mittagszeit: Die Bänke und die Stiftskirchen-Treppen sind schon besetzt, aber die Zelte haben noch geschlossen. Danach änderte sich das Bild aber und der Streetfood-Markt lief noch gut an. Bild: Metz

Aller Anfang ist schwer. Aber so schwer? Am Donnerstag um 11 Uhr sollte das Streetfood-Festival „Kulinart – Taste the World“ eigentlich beginnen. Doch gleich am ersten Tag wurden die Nerven der beiden Mit-Veranstalter Julian Schmid und Julian Rauscher des Tübinger Unternehmens Essenswelten auf eine harte Probe gestellt. Händler Herbert Tressel, der die Erfahrung ins Dreigestirn brachte, fällt gesundheitsbedingt aus. „Aber er wollte auch, dass wir es durchziehen“, sagte Schmid. Das mussten die Essenswelten-Gründer auch: Eine kurzfristige Absage, über die nachgedacht worden sei, und das angesparte Kapital ihres jungen Unternehmens wäre durch die verbindlichen Ausgaben weg gewesen.

Schmid: „Wir mussten irgendwie den Betrieb am Laufen halten.“ Das gelang ihnen, weil sie den Markt kurzfristig verkleinert haben: von 16 auf 9 Zelte, ausschließlich auf dem Holzmarkt, nicht noch in der Neuen Straße und der oberen Neckargasse. „Für uns als Gastronomie-Neulinge ist es hart, einen solchen Markt ohne den eigentlichen Veranstalter zu stemmen“, sagte Schmid.

25.01.2018 Mit der Videokamera bei der Kulinart
© Video: Wagner/Bleeser 01:53 min
Auf dem Tübinger Holzmarkt kochen Flüchtlinge Speisen aus ihrer Heimat. Noch bis Samstag kann man dort Spezialitäten kosten und ins Gespräch kommen.

Nachdem gegen 12 Uhr auch die letzten Probleme mit dem Strom geklärt waren, machten sich die Köche – überwiegend Geflüchtete – an die Arbeit: Auf den Grills lagen ganze Auberginen, auch die zwei zentralen Kassenstände waren bereit. Manch ein Standbetreuer flitzte noch schnell zum Supermarkt und kaufte ein. Bis es dann allerdings tatsächlich etwas gab, verging noch eine ganze Weile. Dass die aufgestellten Garnituren schon besetzt waren, lag an denjenigen, die dort Snacks von den umliegenden Imbissen aßen.

Am Nachmittag öffneten dann die Zelte – wie jenes von Ali Douba. Der Syrer bereitet Foul zu. Ein Saubohnengericht, was in Syrien auch gerne zum Frühstück gegessen werde. Dazu gebe er Joghurt, Zitronenöl, Tomaten, Kräuter und Gewürze. Kurz vor 16 Uhr hatte er 6 Gerichte verkauft. „Wir haben halt spät aufgemacht, aber das holen wir wieder rein“, sagte er.

Ganz ähnliche Worte kamen von Issam A.-Karim, der als Kind aus dem Libanon nach Deutschland kam und für sein soziales Engagement als Stuttgarter des Jahres 2017 ausgezeichnet worden ist. Er bietet an seinem Stand einen Klassiker an: die Falafel-Box. „Das Verkaufen ist eine Sache“, sagte er. Die andere sei, einen jungen, afghanischen Flüchtling, der die Speisen zubereitet, zu integrieren und Begegnungen zu schaffen. „Die nehmen Angst und Misstrauen“, sagte A.-Karim. Er verstehe es auch als seine Aufgabe, den Geflüchteten Werte wie Pünktlich- und Zuverlässigkeit zu vermitteln. „Essen öffnet Herzen“, ergänzte seine Frau Giovanna. Der Markt und die Stadt insgesamt würden ihnen gefallen.

„Foul“ – Bohnen verstecken sich unter der Soße. Bild: Hagemann

„Foul“ – Bohnen verstecken sich unter der Soße. Bild: Hagemann

Pro Tag und Zelt müssen etwa 200 Portionen über die Theken gehen, rechnete Organisator Julian Schmid vor. Für den Donnerstag galt das nach den Startproblemen nicht mehr: „Wenn wir auf 50 Prozent kommen, sind wir froh.“ Umso größer sei die Hoffnung auf die verbleibenden beiden Tage heute „und vor allem am Samstag“.

Brigitte Weiher saß am Nachmittag am Holzmarkt und probierte iranisches Hühnchen mit Reis für 7,90 Euro. „Die Portion war in Ordnung und geschmeckt hat’s mir auch“, sagte sie. Es könne gut sein, dass sie den Markt am Samstag nochmal aufsuche. Der Esslinger Markus Müller war beruflich in der Stadt und gönnte sich Kibbeh. Das sind Bulgur-Klöße mit Hackfleisch, Nüssen und Zwiebeln mit Joghurtsoße. „Eine angenehme Abwechslung“, nannte Müller das Gericht. Kostenpunkt: 5,90 Euro.

Kibbeh, „das ist auch mein Favorit“, sagte Schmid. Das Gericht solle so etwas wie das Aushängeschild von Essenswelten werden – in über 70 verschiedenen Varianten. Doch bevor es soweit ist, müssen die Organisatoren das 1. Streetfood-Festival stemmen. Zeit zu essen oder Resonanzen einzuholen, hatte Schmid bis 16 Uhr jedenfalls nicht: „Ich war bisher nur hinter den Zelten.“

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Erstellt:
14.06.2018, 19:15 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 53sec
zuletzt aktualisiert: 14.06.2018, 19:15 Uhr

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