Reutlingen

Erste Bürgermeisterin Ulrike Hotz hört auf

Nach 20 Jahren an der Spitze des Dezernats und nach 15 Jahren als Erste Bürgermeisterin sucht die Amtsinhaberin eine neue Herausforderung. OB Keck bedauert die Entscheidung.

04.09.2020

Von Thomas de Marco

Ulrike Hotz. Archivbild: Horst Haas

Ulrike Hotz. Archivbild: Horst Haas

Paukenschlag im Reutlinger Rathaus: Am Freitag hat Ulrike Hotz, die Erste Bürgermeisterin und Leiterin des Baudezernats, den OB Thomas Keck, die Mitglieder des Gemeinderats sowie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informiert, dass sie im Frühjahr nicht mehr für eine dritte Amtszeit antritt.

„20 Jahre das Baudezernat der Stadt Reutlingen mit rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu führen und seit 2005 gleichzeitig Erste Bürgermeisterin zu sein, war eine erfüllende und spannende Aufgabe. Jetzt ist es Zeit für mich, eine neue Herausforderung anzupacken“, begründet Hotz ihren Verzicht. Diesen gebe sie frühzeitig bekannt, um den Gemeinderatsfraktionen genügend Zeit zu lassen, „in einem sorgfältigen Auswahlverfahren mögliche Interessentinnen und Interessenten anzusprechen.“

Architektin und Stadtplanerin sei ein vielfältiger und erfüllender Beruf. „Nächstes Jahr ist der richtige Zeitpunkt, in meinem privaten und beruflichen Leben neue Akzente zu setzen, sagt Hotz, die bei der Ämterübergabe im Juli nächsten Jahres 63 Jahre alt sein wird.

„Es ist eine persönliche Entscheidung, die ich respektiere“, erklärt OB Thomas Keck. Er verliere Frau Hotz sehr ungern, denn die Zusammenarbeit mit ihr sei stets konstruktiv und vertrauensvoll gewesen.

„Es wurde viel erreicht. Bürgerbeteiligung und der Umgang mit Kulturdenkmalen bekamen einen neuen Stellenwert, die Baukultur wurde durch zahlreiche Wettbewerbsverfahren weiterentwickelt, die Infrastruktur im Kinderbetreuungs- und Schulbereich konsequent ausgebaut“, zieht Hotz bereits jetzt Bilanz. Die Wohnbauflächenoffensive sei umgesetzt, die Ortsentwicklungskonzepte hätten die Stadtbezirke gestärkt.

„Bis heute konnten in Reutlingen als Modellstadt des Landes und des Bundes der Umweltverbund ausgebaut und Dieselfahrverbote verhindert werden“, so Hotz weiter. Mit dem Wirtschaftsplan der Stadtentwässerung liege der jährliche Bauetat bei rund 60 Millionen Euro. „Es war auch eine große Herausforderung, die Stadthalle mit meinem Team und mit Architekt Max Dudler im Zeit- und Kostenplan bauen zu können.“

Hotz studierte an der Uni Stuttgart Architektur und Stadtplanung. Sie war sechs Jahre lang Stadtbaumeisterin in Horb, bevor sie 1995 Baubürgermeisterin in Böblingen wurde. Im Juli 2000 wurde sie in Reutlingen erst zur Baubürgermeisterin und fünf Jahre später auch zur Ersten Beigeordneten gewählt. 2013 wurde sie in beiden Funktionen mit großer Mehrheit im Amt bestätigt.

Sorgen bereitet Hotz die Altstadt-Entwicklung mit dem Einzelhandel: „Die Pandemie beschleunigt die Veränderung radikal. Dort, wo der Einzelhandel unwiederbringlich zurückgeht, braucht es Impulse und Flächenmanagement.“ So würde die Aufenthaltsqualität der öffentlichen Räume in Verbindung mit neuen Arbeitsformen, Dienstleistungen, Gastronomie, Kultur und Wohnen verstärkt die Innenstädte prägen.