Tübingen

Erst eingrooven

Die Ammertalbahn fährt seit Montag wieder („Die Ammertalbahn rollt wieder“, 28. November).

03.12.2022

Von Hans Kiefer, Tübingen

Montag 7.10 Uhr: Hoffnungsfroh gehe ich zum neuen Bahnsteig 2 am Sandäcker. Frau Wüstenhöfer hat eine pünktliche Ammertalbahn versprochen, und dasselbe zeigt mir die App. Die Schranke ist unten, ein leerer Zug Richtung Entringen steht dort und ein voller nach Tübingen. Nachdem beide sich von ihrer Stehfähigkeit überzeugt haben, dümpeln sie gleichzeitig los, jeder in seine Richtung. Problem dabei: Der leere Zug ist der, mit dem ich in vier Minuten in die andere Richtung fahren will. Die Anzeige zeigt alles pünktlich an, da ist sie sich mit der App einig. Das hatten wir die letzten fünf Jahre schon. Wobei, wenn ein Zug kommen sollte, aber nicht kommt, blinkt die Anzeige seit neuestem hektisch „sofort“ (Advents-Special?) und verschwindet erst dann kommentarlos. Mit zwölf Minuten Verspätung kommt mein Zug dann unangekündigt, also alles wie immer. Was hat man in den letzten neun Monaten eigentlich getan, wenn nicht einmal die Anzeige auf Trab gebracht werden konnte? Einziger Lichtblick: Der entspannte Fahrer, der die Verspätung mit „muss sich alles erst eingrooven“ erklärt. Das ist doch viel glaubhafter als alle Ausreden des Managements, die wir uns jetzt bald wieder anhören dürfen.