Geelong · Radsport

Erst ein Sturz – dann der erste Profisieg im Zielsprint

Der 22-jährige Dußlinger Marius Mayrhofer vom Team DSM feiert in Australien den größten Erfolg seiner bisherigen Karriere.

29.01.2023

Von Vincent Meissner

Siegerfaust nach dem erfolgreichen Sprint: Marius Mayrhofer fuhr beim „Cadel Evans Great Ocean Road Race“ in Australien erstmals nach ganz vorne bei einem Profirennen. Links im weißen Trikot der geschlagenen Caleb Ewan, fünffacher Etappensieger bei der Tour de France sowie rechts Michael Matthews, 2017Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour de France. Bild: Imago/Henry Yates

Siegerfaust nach dem erfolgreichen Sprint: Marius Mayrhofer fuhr beim „Cadel Evans Great Ocean Road Race“ in Australien erstmals nach ganz vorne bei einem Profirennen. Links im weißen Trikot der geschlagenen Caleb Ewan, fünffacher Etappensieger bei der Tour de France sowie rechts Michael Matthews, 2017 Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour de France. Bild: Imago / Henry Yates

Was für ein Antritt: „Ich habe relativ früh unheimlich gut Schwung aufgenommen“, sagte Mayrhofer. Schon etwa 200, 300 Meter vor dem Ziel ging der Dußlinger in den Wind und gewann den Schlussspurt von vorne – und das mit mehr als einer Radlänge Vorsprung. „Das war schon sehr eindeutig“, sagte Mayrhofer am Abend in Australien im Telefonat mit dem TAGBLATT. Nach dem erfolgreichen Schlusssprint brüllte er seine Freude laut raus, dann überkamen ihn die Emotionen und die Tränen flossen: „Ich war im Ziel komplett fertig und bin gar nicht drauf klargekommen.“ Für den 22-Jährigen war der Sieg bei der 8. Auflage des „Cadel Evans Great Ocean Road Race“ im australischen Geelong südwestlich von Melbourne der erste Profi-Erfolg in seinem zweiten Profijahr.

Dabei hatte Mayrhofer auf der 174,3 Kilometer langen Strecke einen Schreckmoment zu überstehen. Zunächst führte das Rennen auf eine große Runde, anschließend vier Mal auf eine kleinere über knapp 20 Kilometer. Und die kleinere hatte ihre Tücke: Jedes Mal ging es einen gut eineinhalb Kilometer langen steilen Anstieg hinauf. „Da ging’s richtig zur Sache“, berichtete Mayrhofer. In der ersten der vier kleinen Runden stürzte ein Fahrer vor ihm am Anstieg auf der vom ersten Regen seit Tagen rutschigen Straße, und Mayrhofer konnte nicht mehr ausweichen. Weil sich hinter ihm eine Lücke gebildet hatte, flog zumindest keiner mehr über ihn. „Deshalb war es nicht problematisch.“

Das Rennen hatte auf den ersten etwa 100 Kilometern zunächst sehr gemächlich begonnen. „Aber dann ging’s los, und der letzte Teil des Rennens war ziemlich schnell. Da wurde dann richtig Radrennen gefahren.“ Mayrhofer konnte sich auf seine Helfer verlassen: „Ich habe mich supergut gefühlt, und die Mannschaft ist voll für mich gefahren.“ Jedes Mal brachten die Kollegen vom niederländischen Team DSM ihn vor dem steilen Stück in eine gute Position, sodass der nicht in die Gefahr geriet, von der Spitze abgehängt zu werden. „Da brauchst du einfach eine Mannschaft, die dich vorne reinfährt.“

Zuletzt war Mayrhofer längere Zeit beschwerdefrei: „Es war das erste Mal seit sehr langer Zeit, dass ich drei Monate am Stück trainieren konnte“, sagte Mayrhofer, der in den vergangenen Jahren immer wieder von Verletzungen und Krankheiten geplagt war. „Ich kann schlecht einschätzen, ob ich gerade in Bestform bin oder ob da noch mehr geht. Ich bin auf jeden Fall ziemlich fit.“

Die Weltklasse-Konkurrenz abgehängt

Es war nicht irgendein Rennen, das sich Marius Mayrhofer für seinen ersten Profisieg rausgesucht hat: Das „Cadel Evans Great Ocean Road Race“ – benannt nach dem australischen Tour-de-France-Sieger von 2011 – ist ein Worldtour-Rennen, nach den fünf Monumenten des Radsports wie Paris-Roubaix die höchste Kategorie. Oder, wie es Mayrhofer selbst ausdrückt: „Worldtour ist Endstufe!“ Auch die Konkurrenz, die er hinter sich ließ, konnte sich sehen lassen: Unter anderem Michael Matthews und Caleb Ewan hängte er ab. „Da waren schon einige, die wissen, wie man Rad fährt“, sagt Mayrhofer mit einem Grinsen. Groß gefeiert hat der Dußlinger, der keinen Alkohol trinkt, den Sieg nicht. Nach dem Abendessen mit dem Team ging’s zurück ins Hotel. Nach drei Wochen in Australien ist Mayrhofer froh, ab Dienstag wieder in Dußlingen zu sein. In den hiesigen Gefilden will er sich auf die nächsten Rennen in einem Monat in Belgien vorbereiten.

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Erstellt:
29.01.2023, 16:11 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 44sec
zuletzt aktualisiert: 29.01.2023, 16:11 Uhr

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