Biathlon-Staffel verpasst zwar WM-Titelverteidigung, gewinnt aber Bronze

Erst Ärger, dann Freude

Staffel-Krimi im Hexenkessel am Holmenkollen: Die deutschen Biathletinnen konnten zwar den Titel nicht verteidigen, gewannen hinter Norwegen und Frankreich aber immerhin Bronze.

12.03.2016

Von DPA

Völlig entkräftet und ein bisschen enttäuscht wurde Schlussläuferin Laura Dahlmeier (Zweite von links) von ihren Teamkolleginnen empfangen. Foto: dpa

Völlig entkräftet und ein bisschen enttäuscht wurde Schlussläuferin Laura Dahlmeier (Zweite von links) von ihren Teamkolleginnen empfangen. Foto: dpa

Oslo. Nach dem klar verpassten Gold-Coup konnte Staffel-Schlussläuferin Laura Dahlmeier ihre erste Enttäuschung nicht ganz verbergen. Als die 22-Jährige als Dritte bei der Biathlon-WM in Oslo hinter Norwegen und Frankreich ins Ziel lief, zuckte sie fast schon ein bisschen entschuldigend mit den Schultern. "Der Rummel, das ganze Drumherum ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen", sagte die nun viermalige Medaillen-Gewinnerin am Freitag. Fair stellte sie fest: "Die anderen waren einfach besser."

Obwohl die Titelverteidigung nicht gelang, freuten sich Franziska Preuß, Franziska Hildebrand, Maren Hammerschmidt und dann auch Dahlmeier bei der Blumen-Zeremonie im Stadion vor 25 000 Fans über Bronze. "Es hat mich schon etwas geärgert, und es hat einen Moment gedauert, um zu realisieren. Hey, das ist ein Großereignis, es ist eine Medaille", sagte Dahlmeier, "du kannst wirklich glücklich sein, über das, was da gerade passiert ist."

Nach vier Nachladern fehlten dem deutschen Quartett 28,6 Sekunden auf die überschwänglich gefeierten Gastgeberinnen. Auch Norwegens König Harald V. war begeistert. Die Französinnen schossen wie die Gastgeberinnen schlechter als das DSV-Team, waren in dem spannenden Staffel-Rennen aber 5,3 Sekunden schneller.

"Wir haben unser Bestes gegeben und sind mit der Bronzemedaille belohnt worden", sagte WM-Debütantin Hammerschmidt, die ein gutes Rennen ablieferte und ihre Nominierung rechtfertigte. "Wir sind echt froh über den dritten Platz. Die Konkurrenz ist echt stark, da muss man erst einmal eine Medaille holen", fand Geburtstagskind Preuß, die zu ihrem 22. ein Ständchen von der gesamten Mannschaft bekam.

Vor allem auf Dahlmeier hatten alle ihre Hoffnungen gesetzt. Sollte es zum Showdown kommen, sei gegen die nerven- und laufstarke Skijägerin kein Kraut gewachsen, hatte Bundestrainer Gerald Hönig gesagt. Doch die Verfolgungs-Weltmeisterin, schon mit Bronze im Sprint und Einzel dekoriert, konnte diesmal in der Loipe nichts mehr zusetzen und nach dem letzten Schießen den Rückstand von knapp zwölf Sekunden auf Norwegen nicht wettmachen. "Mich hat es schon etwas geärgert, dass es läuferisch nicht ganz so locker gegangen ist. Ich habe schon Körner gelassen die letzten Tage", meinte Dahlmeier.

Für Preuß begann das Rennen mit einer Schrecksekunde, eine Kontrahentin fuhr ihr über die Ski, sie kam zu Fall, ein Stock brach. Erinnerungen an Sotschi 2014 wurden wach, als Preuß stürzte und die Olympia-Staffel schon früh am Ende war. Diesmal ließ sich Preuß aber nicht aus dem Rhythmus bringen, sie benötigte insgesamt nur zwei Reserve-Patronen. Auch Hammerschmidt zeigte in ihrer ersten großen Staffel eine starke Leistung und kam mit zwei Ersatzpatronen aus. Dann ging Verfolgungs-Weltmeisterin Dahlmeier auf die Jagd und räumte alle zehn Scheiben ab.

Für das deutsche Team war es die fünfte Medaille - fast immer war Dahlmeier beteiligt. In der Männer-Staffel am Samstag (15.30 Uhr/ZDF und Eurosport) wollen auch die Deutschen erstmals zuschlagen. Immerhin geht das Quartett ebenfalls als Titelverteidiger an den Start. "Unser Ziel ist es, auf dem Podium dabei zu sein", sagte Männer-Coach Mark Kirchner. Gelingen soll das in der Besetzung Erik Lesser (Frankenhain), Benedikt Doll (Breitnau), Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) und Simon Schempp (Uhingen).