Schlag gegen den regionalen Rauschgifthandel

Ermittler heben im Kreis Reutlingen einen internationalen Drogendealerring aus

Staatsanwaltschaft Tübingen und eine Rauschgiftermittlungsgruppe der Kriminalpolizei haben im Laufe der vergangenen Monate sukzessiv einen internationalen Drogenhändlerring zerschlagen. 16 Beschuldigte, 15 Männer und eine Frau, sind in Untersuchungshaft, gegen 68 Personen wird ermittelt.

03.08.2018

Von hz

Bild: BortN66 - stock.adobe.com

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Gegen die Mehrzahl wird wegen unerlaubten Handels mit Betäubungsmittel in nicht geringer Menge sowie banden- und gewerbsmäßigen Drogenhandels im mehrstelligen Kilobereich ermittelt. Vereinzelt wurden gegen die Verdächtigen Ermittlungsverfahren wegen gewerbsmäßigen Diebstahls und Hehlerei sowie Verstößen gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz eingeleitet. Die Ermittler fanden und beschlagnahmten bei Durchsuchungen mehr als 13 Kilogramm Marihuana und Haschisch, 570 Gramm Amphetamin, knapp 120 Gramm Kokain, mehr als 1100 Gramm Ecstasy-Tabletten, etwa 32.000 Euro mutmaßliches Dealergeld, eine Maschinenpistole mit Munition sowie gestohlene Kleidung im Wert von mehreren tausend Euro. Im Rahmen der Vermögensabschöpfung wurden mutmaßlich durch die Straftaten finanzierte Vermögenswerte - wie zum Beispiel ein Auto im Wert von 25.000 Euro - beschlagnahmt, Immobilien und Inventar im Wert von mehr als 120.000 Euro wurden gepfändet.

Schwunghafter Drogenhandel seit November 2017

Im Februar 2018 hatten sich erste Hinweise auf einen schwunghaften Rauschgifthandel einer Gruppe vorwiegend miteinander verwandter serbischer und montenegrinischer Staatsangehöriger ergeben. Die Bande habe nach derzeitigem Ermittlungsstand seit November 2017 Rauschgift, insbesondere Marihuana in einer Größenordnung von mehr als 35 Kilogramm, aus Serbien und Montenegro nach Reutlingen geschmuggelt, das berichten Staatsanwaltschaft Tübingen und Polizei Reutlingen. Die Drogen sollen dann bei im Raum Reutlingen ansässigen Komplizen gebunkert und an einen festen Kundenstamm verkauft worden sein.

Maschinenpistole mit Munition sichergestellt

Eine speziell zur Aufklärung dieser illegalen Geschäfte eingerichtete Ermittlungsgruppe aus sieben Beamtinnen und Beamten nahm in einer ersten Festnahme- und Durchsuchungsaktion im Mai 2018 zunächst sieben in Reutlingen, Pfullingen und Eningen ansässige Tatverdächtige und drei serbische Kuriere fest. Bei den Durchsuchungen der Wohnungen wurden laut Polizei nicht nur Drogen und andere Beweismittel gefunden, bei einem 42-jährigen Serben aus Reutlingen, der als Kopf der Bande gilt, fanden die Beamten auch eine Maschinenpistole der Marke Scorpion mit etwa 60 Schuss Munition. Der Haftrichter nahm die Verdächtigen auf Antrag der Staatsanwaltschaft Tübingen am 18. Mai 2018 in Untersuchungshaft.

Haschisch und Ecstasy im Koffer

Im weiteren Verlauf der Ermittlungen wurde Anfang Juni 2018 ein mutmaßlicher Hauptabnehmer der Bande, ein aus Syrien stammender und in Lüneburg amtlich gemeldeter 35-Jähriger, am Reutlinger Bahnhof auf frischer Tat festgenommen. Er hatte ein Kilo Haschisch und 1000 Ecstasy-Tabletten in seinem Koffer. Die Drogen hatte er laut Polizei offenbar ersatzweise in Lüneburg beschafft, nachdem seine bisherigen Lieferanten aufgrund der Festnahmen ausgefallen waren. Der Verdächtige kam ebenso in Untersuchungshaft wie ein 23-jähriger Tunesier, den die Ermittler am 14. Juni 2018 ebenfalls am Reutlinger Hauptbahnhof mit 500 Gramm Marihuana in seinem Rucksack dingfest machten. Auch er habe zu den Hauptabnehmern der serbisch-montenegrinischen Gruppe gehört und wie der Syrer etliche Straßenhändler beliefert, die wiederum die Drogen in der Reutlinger Innenstadt und im Bürgerpark anboten und verkauften, so die Polizei.

Mit Durchsuchungen und Festnahmen zweier weiterer als Hauptabnehmer identifizierter Männer schritten die Ermittlungen Anfang Juli 2018 voran. Die beiden 42 und 43 Jahre alten Deutschen aus Reutlingen waren nicht nur deshalb ins Visier der Ermittlungsgruppe geraten, weil sie offenbar Drogen direkt von der serbisch-montenegrinischen Gruppierung bezogen hatten. Sie hatten den Ermittlungen zufolge auch eine zweite Bezugsquelle für verschiedene Betäubungsmittel gefunden. Die beiden Verdächtigen und ihre mutmaßlichen Lieferanten, zwei 37 und 39 Jahre alte Deutsche aus Walddorfhäslach und Pliezhausen, wurden festgenommen. Bis auf den 37-Jährigen kamen auch diese Männer in Untersuchungshaft.

Drogen im Garten gebunkert

Ein Abnehmer der beiden Reutlinger, der von diesen größere Mengen Marihuana bezogen haben soll, wurde am 12. Juli 2018 vorläufig festgenommen. Der 30-jährige Italiener steht im Verdacht, nicht nur mit Marihuana, sondern auch mit Kokain gehandelt zu haben, wovon die Ermittler mehr als 50 Gramm bei der Durchsuchung seiner Wohnung fanden. Auch gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen, derzeit aber gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.

Bereits seit November 2017 befindet sich ein 36-jähriger Italiener in Untersuchungshaft, der nach jetzt vorliegenden Erkenntnissen im Verdacht steht, maßgeblich an dem unter der mutmaßlichen Federführung des 42-jährigen Serben organisierten Rauschgifthandel beteiligt gewesen zu sein. Der 36-Jährige hatte damals 11 Kilogramm Marihuana bei einem 34-jährigen Reutlinger in dessen Garten gebunkert und nochmals etwa eineinhalb Kilogramm bei sich zuhause aufbewahrt.

Weitere Ermittlungsverfahren wegen zahlreicher Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz hat die Polizei gegen örtliche Straßenhändler und deren Abnehmer eingeleitet.

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Erstellt:
03.08.2018, 08:45 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 11sec
zuletzt aktualisiert: 03.08.2018, 08:45 Uhr

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