AfD

Erfolg, aber kein Triumph

Parteichef Meuthen fühlt sich gestärkt. Er geht mit einem Team nach Brüssel. Nicht alle Ziele erfüllten sich.

27.05.2019

Von Dorothee Torebko

Wollte 20 Prozent und bekam am Ende 10: AfD-Chef Meuthen. Foto: Christoph Söder/afp

Wollte 20 Prozent und bekam am Ende 10: AfD-Chef Meuthen. Foto: Christoph Söder/afp

Berlin. Es sollte ein triumphaler Abend für die AfD werden. Ihr bestes Ergebnis bei einer Europawahl wollte sie einfahren – und das tat sie auch. Mit 10,6 Prozent übertrafen EU-Kritiker um den Spitzenkandidaten Jörg Meuthen das Ergebnis aus dem Jahr 2014 um drei Prozentpunkte. Ein triumphaler Abend wurde es aber mitnichten. Dennoch verkaufte die AfD, die nun mit zehn Abgeordneten ins Europaparlament einzieht, das Resultat als Erfolg.

„Wir lassen uns nicht mehr aus den Parlamenten kegeln. Wenn, dann kegeln wir aus den Parlamenten“, rief Meuthen in den Tanzsaal am Rande Berlins hinein, während vor den Toren des Raums Demonstranten „Ganz Berlin hasst die AfD“ skandierten. Meuthen ließ sich davon nicht beirren: „Wir gehen nach Brüssel, um die EU zu reparieren – mit einer bärenstarken Truppe.“ Die Parteifreunde applaudierten, doch die Stimmung war gedrückt. Der Grund: Die Ansprüche der AfD lagen woanders. Vor Monaten hatte Meuthen ausgerufen, er würde 20 Prozent Zustimmung für seine Partei ansteuern.

Dass es jetzt nicht dazu kam, hatte viele Gründe, meinen Politikforscher. Zum einen habe das Kernthema der AfD, die Flüchtlingsfrage, an öffentlicher Wahrnehmung verloren. Durch die Spendenaffäre um den Spitzenkandidaten sei die Partei in ein schlechtes Licht gerückt worden. Auch der österreichische Ibiza-Skandal und der Rücktritt des FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache habe Stimmen gekostet. Dennoch standen Meuthen und der Parteivorsitzende Alexander Gauland am Sonntag zu ihrer Strategie, an der FPÖ als Schwesternpartei festzuhalten. „Wir werden uns nicht entzweien lassen“, betonte Meuthen und kündigte an: „Wir werden den gesunden Menschenverstand nach Brüssel zurückholen.“