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Erdbeben-Betroffene sollen ohne Visum einreisen dürfen

Landtagspräsidentin Aras und andere Politiker fordern unbürokratische Regeln für Menschen aus dem Katastrophengebiet. Das Auswärtige Amt pocht auf Visa-Vergabe.

10.02.2023

Von dpa/swp

Heimatlos gewordene Menschen halten sich in der Türkei mit einem Feuer vor ihren eingestürzten Wohnhäusern warm. Baden-Württembergs Landtagspräsidentin Muhterem Aras fordert, Erdbeben-Betroffenen die Einreise nach Deutschland zu erleichtern. Bild: Daniel Ceng/dpa

Heimatlos gewordene Menschen halten sich in der Türkei mit einem Feuer vor ihren eingestürzten Wohnhäusern warm. Baden-Württembergs Landtagspräsidentin Muhterem Aras fordert, Erdbeben-Betroffenen die Einreise nach Deutschland zu erleichtern. Bild: Daniel Ceng/dpa

Überlebende der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien sollen nach dem Willen mehrerer Abgeordneter von Bund und Ländern kurzfristig unbürokratisch bei Verwandten in Deutschland unterkommen können. „Ich selbst habe mehrere Anfragen von Menschen in Deutschland erhalten, die gern ihren Angehörigen ohne Obdach helfen möchten“, sagte der Vize-Vorsitzende der deutsch-türkischen Parlamentariergruppe, Macit Karaahmetoglu (SPD), in Berlin. Visa müssten einfach erteilt werden. Voraussetzung müsse sein, dass sich die Familien in Deutschland verpflichten, für den Unterhalt der Angehörigen aufzukommen.

Auch die Präsidentin des baden-württembergischen Landtags, Muhterem Aras, forderte „pragmatische Lösungen“. Wegen des großen Leids solle die Bundesregierung prüfen, ob „es Menschen in Deutschland unbürokratisch ermöglicht werden kann, notleidende Angehörige für eine begrenzte Zeit auf eigene Kosten bei sich aufzunehmen“, sagte Aras, die einen Brief ans Auswärtige Amt gerichtet hat. Ihr Vorschlag: eine drei­monatige Aufenthaltserlaubnis, die vorübergehend ohne Visum erteilt werde. „Es muss doch möglich sein, die eigenen Eltern aus dem Erdbebengebiet nach Deutschland zu holen“, sagte sie dem „Spiegel“.

Das Auswärtige Amt teilte mit, dass türkische und syrische Staatsangehörige auch nach dem Erdbeben für eine Einreise nach Deutschland ein Visum benötigten. Betroffene, die bis zu 90 Tage bei Angehörigen unterkommen wollen, könnten ein Besuchsvisum beantragen. Antragsteller aus Syrien könnten sich wegen der Schließung der Botschaft Damaskus weiter an die Vertretungen etwa in Beirut, Jordanien oder Istanbul wenden. Kritiker halten das für zu langwierig und bürokratisch.

Die Zahl der Todesopfer durch das Erdbeben in der Türkei und Syrien erhöhte sich bis Donnerstagabend auf mehr als 20 400. Entsprechende Daten nannten syrische Stellen und die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad.