Tübingen · Medizin

Entzündliche Covid-19-Folgen bei Kindern

Besorgte Eltern kann Kinderärztin Prof. Ingeborg Krägeloh-Mann beruhigen: Die rätselhafte Reaktion auf die Coronavirus-Infektion ist bislang extrem selten.

17.05.2020

Von ust

Kinder erkranken sehr viel seltener an Covid-19 als Erwachsene, und sie zeigen deutlich mildere Verläufe. Umso beunruhigender klingt die Nachricht von einem neuartigen entzündlichen Syndrom, das bei Kindern in Folge einer Infektion mit dem Coronavirus aufgetreten ist.

Prof. Inge Krägeloh-Mann, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und bis vor kurzem Ärztliche Direktorin in der Tübinger Kinderklinik, kann besorgte Eltern jedoch beruhigen. In Deutschland sind bisher zehn Fälle aufgetreten, in denen Kinder auf diese Weise erkrankten. In Tübingen und Umgebung bislang noch kein einziger.

Das Entzündungsleiden, das die Kinder befiel – in Europa spricht man von insgesamt 50, in den USA von 100 Fällen – ähnelt dem Kawasaki-Syndrom. Ähnlich wie dieses äußert es sich in tagelangem hohen Fieber, Hautausschlägen und geschwollenen Händen und Füßen. Eine Erkrankung, die, so Krägeloh-Mann, häufig im Gefolge einer Infektion auftrete. „Viren können diese Entzündungsreaktionen triggern.“

Insofern sei es eben auch möglich, dass das Coronavirus solche Reaktionen auslöse. Ganz identisch seien die entzündlichen Reaktionen jedoch nicht, deshalb bezeichnen Mediziner das neuartige Syndrom als „Pediatric Multisystem Inflammatory Syndrome“ (PMIS). „Man weiß noch nicht, ob es wirklich gleichzusetzen ist, aber beide Syndrome gehören wohl der gleichen Gruppe an“, vermutet Krägeloh-Mann.

Die von Sars-Cov-2 ausgelöste Entzündung habe bisher auch eher die Über-Fünfjährigen getroffen, während Kawasaki eher bei Unter-Fünfjährigen zu beobachten ist. Frühzeitig erkannt sei beides gut behandelbar. Und für die Eltern hat die emeritierte Professorin noch eine weitere Botschaft: „Die Kinderärzte wissen alle über dieses Syndrom Bescheid und achten aktuell sehr darauf.“

Covid-19 bei Kindern

Acht Kinder, im gesamten Altersspektrum von ganz klein bis adoleszent, sind bislang in der Tübinger Universitätsklinik wegen Covid-19 behandelt worden. Alle wurden geheilt.