Kathrin Kammerer ist froh, dass Weihnachten vorbei ist

Endlich: ausgeschenkt, ausgeblinkt und ausgebimmelt

Bitte, bitte, bitte. Lassen wir Weihnachten nächstes Jahr doch einfach mal ausfallen. Ich hab’s wirklich versucht, hab’ mein Bestes gegeben – und bin trotzdem wieder froh, dass es endlich vorbei ist.

27.12.2017

Von Kathrin Kammerer

Findet eigentlich überhaupt jemand ernsthaft was Besinnliches an dem ganzen Weihnachtszirkus? Zeit, mal zur Ruhe zu kommen? Da lachen ja die Ochsen und Esel. Wann denn bitteschön? Wham, Mariah Carey und irgendwelche Gospelchöre säuseln einem aus jedem Lautsprecher permanent entgegen, es bimmelt, blinkt und glitzert überall.

Drei Wochen lang hab’ ich mich jeden Abend durch die dank Weihnachtsmarkt rappelvolle Wilhelmstraße gekämpft, gestresst und auf dem Weg zum Zug. Immer blockiert von Leuten, die urplötzlich mitten auf dem Weg einfach stehen bleiben, weil sie mal kurz in ihre Riesenbratwurst beißen wollen oder noch mehr unnötige Weihnachtsdeko erblickt haben. Sind wir mal ehrlich: Das einzig sinnvolle am Weihnachtsmarkt ist doch der Glühwein. Damit kann man sich die ganzen Weihnachtsmänner wenigstens schön trinken.

Wer es auf den Märkten nicht geschafft hat, muss es allerspätestens am 23. Dezember in einem ebenso überlaufenen Kaufhaus tun: Dringend noch ein paar Geschenke finden.

Natürlich könnte man jetzt kosten-, nerven- und nutzenorientiert sagen: Schatz/Freundin/Mama, wir schenken uns in diesem Jahr einfach mal nichts. Das funktioniert aber meistens nicht, weil Schatz/Freundin/Mama erfahrungsgemäß schon im November, also weit vor einem selbst, ein geniales Geschenk erspäht haben.

In der Reutlinger TAGBLATT-Redaktion haben wir bereits drei Tage vor Weihnachten prophylaktisch eine E-Mail mit Umtauschtipps von der Verbraucherschutzzentrale bekommen. Die sind wenigstens realistisch inmitten des Kaufrauschs: Viele Weihnachtsgeschenke gehen sowieso in die Hose –und damit auch wieder zurück.

Jetzt hat man also Mariah Carey und die Weihnachtsmärkte überstanden, dazu auch noch ein Geschenk gefunden, von dem man hofft, das es später nicht umgetauscht wird. Dann wäre da immer noch das Fest an sich.

Wenn nicht gerade alle zufälligerweise im selben Dorf wohnen, artet der jährliche Familien-Besuchsmarathon komprimiert auf drei Tage in regelrechtem Stress aus. Mama und Papa, Oma und Opa, diverse Tanten und Onkels, Bruder, Freunde – und dann ist da ja auch noch die Familie vom Partner. Das ist nicht besinnlich, das erfordert militärisch-genaue Planung. Denn selbst beim besten Weihnachts-Willen kann man nicht alle zwei Stunden ein neues Festtagsmenü futtern.

Jetzt sind wir mal ehrlich: Am meisten freuen wir uns doch, wenn die Weihnachtstanne endlich wieder abgebaut wird. Oder hat sich irgendwer schon mal ernsthaft gedacht: Schade, dass es jetzt schon wieder vorbei ist...?