Pelé und Stallone gegen Nazis

Elf Fußball-Filme für die spielfreien Tage

Spielfreie WM-Tage – was tun? Hier sind elf Fußball-Streifen, die so mitreißend, abseitig oder auch ballaballa sind, dass sie 90 oder 120 Minuten zu überbrücken helfen.

09.07.2018

Von MAGDI ABOUL-KHEIR

Die Kriegsgefangenen-Mannschaft aus „Escape for Victory“ ist eine unglaubliche Mischung aus Filmstars wie Sylvester Stallone (obere Reihe, dunkles Trikot) oder Michael Caine (untere Reihe, 3. v. l.) und Fußballstars wie Osvaldo Ardiles (untere Reihe, 2.v.l.), Pelé (4. v. l.) oder Bobby Moore (5.v.l.). Der Film ist zum Glück vergessen. Foto: Lorimar/Paramount/Kobal/REX/Shutterstock

Die Kriegsgefangenen-Mannschaft aus „Escape for Victory“ ist eine unglaubliche Mischung aus Filmstars wie Sylvester Stallone (obere Reihe, dunkles Trikot) oder Michael Caine (untere Reihe, 3. v. l.) und Fußballstars wie Osvaldo Ardiles (untere Reihe, 2.v.l.), Pelé (4. v. l.) oder Bobby Moore (5.v.l.). Der Film ist zum Glück vergessen. Foto: Lorimar/Paramount/Kobal/REX/Shutterstock

1 Pelé trifft per Fallrückzieher ins Nazi-Netz! Sylvester Stallone hält in letzter Minute den Elfmeter eines Wehrmacht-Stürmers! „Escape To Victory“ (1981) ist einer der Filme, den man gesehen haben muss, um zu glauben, dass es ihn gibt.

Was den legendären John Huston („Der Malteser Falke“) geritten hat, die Regie zu übernehmen? Egal, „Flucht oder Sieg“, so der deutsche Titel, erzählt von einem Spiel zwischen einer Wehrmachts-Elf und Kriegsgefangenen in einem Lager – was die einen zur Propaganda, die anderen zum Entkommen nützen wollen.

Unglaublich: Neben dem damals als Rocky gefeierten Stallone (nicht als Boxer, sondern als Torhüter im Einsatz) und famosen Mimen wie Michael Caine und Max von Sydow spielten – im doppelten Wortsinn – Fußball-Stars wie Jahrhundertkicker Pelé, das englische Idol Bobby Moore und der argentinische Weltmeister Osvaldo Ardiles mit. „Escape To Victory“ lässt kein Klischee aus und nutzt das Zeitkolorit geschmacklos als Kulisse. Als Kuriosum ist er aber unschlagbar.

2 Ein realer Fußball-Held spielt ebenso in „Looking For Eric“ (2009) mit: Eric Cantona. Aber der Franzose, der bei Manchester United zum Kultkicker wurde, macht darin – wie mehrfach auf der Leinwand – eine gute Figur. Der vielfach ausgezeichnete englische Filmemacher Ken Loach hält wie so oft den Ball flach und erzählt die Geschichte eines kleines Mannes, in diesem Fall eines Postboten und Manchester-United-Fans. Dessen Leben ist komplett im Eimer, aber dann erscheint ihm beim Kiffen sein Idol, eben Cantona, und gibt ihm gute Ratschläge, um sein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Wie der Film Sozialrealismus mit märchenhaften Elementen und einer humanistischen Botschaft mischt, ist sympathisch.

„Kick It Like Beckham“. Foto: United Archives/Mauritius Images

„Kick It Like Beckham“. Foto: United Archives/Mauritius Images

3 Gurinder Chadhas „Kick It Like Beckham“ (2002) erzählt von einer jungen Engländerin mit indischen Wurzeln, die gegen den Willen ihrer strengen Eltern kickt. Keira Knightley spielt ihre Freundin, die ebenfalls gegen den Ball tritt und gegen Widerstände kämpft. Der Film war der Anstoß zu ihrer Karriere, die zum „Fluch der Karibik“ führte.

4 Und damit ab nach Hongkong: „Shaolin Kickers“ (2001) ist eine durchgeknallte Actionkomödie, die Fußball und Kung Fu mixt – die Martial-Arts-Kicker schießen so fest, dass der Ball einen Feuerschweif hinter sich herzieht. Vor allem in China errang der Streifen einen Kantersieg an der Kinokasse. Stephen Chow, Regisseur und Hauptdarsteller als „Bein aus Stahl“, ist seitdem dort ein Superstar.

5 Was tun, wenn man als Riesenfan zum entscheidenden WM-Qualifikationsspiel ins Stadion will, aber nicht darf – und das nur, weil man eine Frau ist? Jafar Panahis gesellschaftskritischer Film „Offside“ (2006) gewann auf der Berlinale den Silbernen Bären: Die Szenen vor dem Stadion, wo die Frauen festgehalten werden, sind absurd, basieren aber auf wahren Begebenheiten im Iran.

6 Um bei der WM 2006 zu bleiben: Sönke Wortmann, der auch „Das Wunder von Bern“ drehte, begleitete für „Deutschland. Ein Sommermärchen“ die deutsche Mannschaft während des Turniers. Eine bessere Werbung hätte sich der DFB nicht wünschen können, aber dafür war Wortmann mit seiner Kamera eben auch mittendrin statt nur dabei. Daher macht die Doku mit den jungen Schweini und Poldi durchaus Spaß.

„Shaolin Kickers“. Foto: United Archives/Mauritius Images

„Shaolin Kickers“. Foto: United Archives/Mauritius Images

7 Explizit „Kein Sommermärchen“ ist laut Untertitel die Doku „Tom Meets Zizou“ (2011). Aljoscha Pause hat den Profi Thomas Broich acht Jahre begleitet, und das Ergebnis ist sehenswert. Denn Broich ist ein bemerkenswerter Typ mit einer einmaligen Auf-und-Ab-und-wieder-Auf-Karriere, die ihn bis nach Australien führte, wo er „Fußballer des Jahrzehnts“ wurde.

8 Und noch eine ungewöhnliche Dokumentation: „Die Hand Gottes“. Es geht also um den großen Diego Armondo Maradona. Aber der Filmemacher, der umstrittene serbische Regisseur Emir Kusturica („Papa ist auf Dienstreise“), setzte sich gleich selbst eitel mit in Szene, als er die nahezu religiös verehrte argentinische Fußball-Ikone zwischen Absturz und Größenwahn begleitete.

9 Ein spannendes Stück Fußballhistorie beleuchtet „The Damned United“ (2009). Regisseur Tom Hooper, der bald darauf für „The King's Speech“ den Oscar gewann, erzählt die dramatische Geschichte des englischen Trainer-Duos Brian Clough (Michael Sheen) und Peter Taylors (Timothy Spall) in den 70ern. Wie authentisch das alles ist, wird in England diskutiert, aber packend ist es.

10 Ein Kind seiner Zeit ist „Fimpen der Knirps“ von 1974. Der Titelheld ist sechs Jahre alt und so gut am Ball, dass er Schweden sogar zur WM schießt! Da dieser Kinderfilm aber auch erzieherisch wertvoll sein will, erlebt man, wie der Bub durch den Ruhm in der Schule unkonzentriert und unmotiviert ist. Etliche schwedische Nationalspieler spielten seinerzeit mit, darunter der legendäre Torhüter Ronnie Hellström.

11 Mit dem französischen Streifen „Goal of the Dead“ (2014), dessen Untertitel „Elf Zombies müsst ihr sein“ eigentlich alles sagt, ist man wieder am Anfang: ein Film, den man gesehen haben muss, um zu glauben, dass es ihn gibt – Blutgrätschen einmal anders. Total ballaballa. Aber die Zombies haben fußballerisch allemal mehr Biss als Sylvester Stallone.

Filme von der Einwechselbank

Filme 3,7 Millionen Menschen sahen in Deutschland Sönke Wortmanns „Das Wunder von Bern“ (2003), ein Musical wurde auch daraus. Dennoch ist der Film dramaturgisch recht hölzern und unangenehm pathetisch. Kassenschlager waren auch die sechs Streifen der „Wilden Kerle“-Reihe (2003-2016), aber dennoch sind es simpel gestrickte Jugendfilme. Interessante Streifen aus England sind hingegen noch die „Goal!“-Trilogie (2005-2009) und „Hooligans“ (2005).