Garbage-Album

Elektro-Rock mit Wut im Bauch

Müll oder Abfall, wie der Bandname suggeriert, waren Garbage nie. Mit grimmigen Songs melden sie sich zurück.

12.06.2021

Von Werner Herpell

Garbage-Sängerin Shirley Manson 2016 in München. Foto: Sven Hoppe/dpa

Garbage-Sängerin Shirley Manson 2016 in München. Foto: Sven Hoppe/dpa

Berlin. Nirvana-Produzent Butch Vig war der bekannte Name und die rothaarige Sängerin Shirley Manson der Hingucker, als Garbage mitten in der Grunge-Ära die Szene aufmischten. Mit ihrem selbstbetitelten Debüt (1995), das zwischen Alternative-Rock und Pop pendelte, schien die Weltkarriere programmiert. Ein Vierteljahrhundert später muss man feststellen, dass daraus trotz einiger starker, mindestens solider Alben nichts wurde – aber Garbage sind immer noch da, sogar in Originalbesetzung.

„No Gods No Masters“ heißt das siebte Studioalbum der britisch-amerikanischen Band. Und wie der Titel nahelegt, ist es politisch geworden. Schon der Opener „The Men Who Rule The World“ setzt ein gesellschaftskritisches Ausrufezeichen. Mit viel Wut im Bauch und düsteren Elektro-Rock-Tracks wie „Godhead“ oder dem gruseligen „A Woman Destroyed“ geht es weiter, auch zwei sphärische Pop-Balladen („Waiting For God“, „This City Will Kill You“) sind im Angebot.

„Natürlich hatte mich das allgemeine gesellschaftliche Klima beeinflusst“, sagt die in Los Angeles lebende Schottin Manson (54) im Interview des „Rolling Stone“ (Juni-Ausgabe). „Es war immer schwieriger geworden, unter Trump zu leben und zu ertragen, was um uns herum geschah. Das Album spiegelt das wider – es sitzt mitten in einem Schlangennest.“ Der Nachfolger von „Strange Little Birds“ (2016) sei also genau „die Platte, die wir gefühlt zu diesem Zeitpunkt einfach machen mussten“.

Das Quartett und Koproduzent Billy Bush, Mansons Ehemann, begannen im Sommer 2018 mit ihren Arbeiten an dem, was später ihr bis zu 19 Tracks umfassendes „No Gods No Masters“ werden sollte. Zunächst ohne konkretes Songmaterial – man jammte und experimentierte, die Laune war gut. „Wir streiten auch miteinander, aber wir können das schnell wieder abhaken und darüber lachen“, sagt Produzenten-Ikone Vig im „Rolling Stone“. „Das ist ein Vorteil, wenn man lange zusammen ist.“ So darf es gern noch eine Weile weitergehen, Garbage erfinden sich zwar nicht neu, geben aber nochmal ordentlich Gas.