El Club

El Club

Drama über eine Gruppe dubioser Priester, die in einem kleinen chilenischen Küstenort von ihrer Vergangenheit eingeholt werden.

11.11.2015

Von Klaus-Peter Eichele

Auf den ersten Blick wirkt das Haus an rauen Pazifikküste Chiles wie ein Erholungsheim für gestresste Priester. Tatsächlich werden hierhin die schwarzen Schafe der Kirche abgeschoben. Die vier ausrangierten Geistlichen, die hier offenbar schon seit Jahren leben, haben Jugendliche missbraucht oder Neugeborene aus armen Familien an reiche Ehepaare verkauft. Reue empfindet keiner von ihnen. Vielmehr lassen sie es sich, umsorgt und beschützt von einer loyalen Haushälterin, so gut gehen, wie man das an diesem abgelegenen Ort eben kann. Ihr liebster Zeitvertreib sind Windhund-Rennen in der Nachbarschaft.

Eingangs des mit dem Silbernen Berlinale-Bären ausgezeichneten Films von Chiles Top-Regisseur Pablo Larrain („No!“) kommt massiv Dynamik ins eingefahrene Ritual. Ein Missbrauchs-Opfer schreit sich vor der Tür die erlittenen Vergewaltigungen von der Seele, offenbart dazu aber eine merkwürdig ambivalente Haltung. Ein Neuankömmling im Club, der sich offenbar angesprochen fühlt, jagt sich eine Kugel durch den Kopf. Und wenig später schickt der Vatikan einen psychologisch beschlagenen Jesuiten vorbei, der die störrischen alten Männer zur Einsicht in ihre Schuld bewegen soll.

Regisseur Larrain legt gern die Finger in die Wunden der jüngeren chilenischen Vergangenheit, zuletzt mit einer Trilogie über die Pinochet-Ära. Nun knöpft er sich die mit dem Terrorregime eng verbandelte katholische Kirche vor. Dabei geht es ihm weniger um die Verfehlungen Einzelner als um die Anatomie dieses Staats im Staat. Anfangs scheint es noch, als sei der Visitator ehrlich um Aufklärung bemüht, sogar eine Strafverfolgung steht im Raum. Doch bald wird klar, dass die Kirche solche peinlichen Geschichten intern und möglichst geräuschlos regelt. Im teils weinerlichen, teils patzigen Widerstand gegen ihre Entsorgung gewinnen die Angeklagten sogar den ein oder anderen Sympathiepunkt.

Die Geschichte, die sich am Ende zur gesamtgesellschaftlichen Allegorie verdichtet, überzeugt nicht in jedem Detail. Durchgängig beeindruckend ist dagegen die Bildgestaltung. Die grau verschleierte, von keinem Sonnenstrahl behelligte Küstenlandschaft, die beklemmende Atmosphäre in den in verwaschenes Halbdunkel gehüllten Räumen vermitteln mehr als Tausend Worte, dass es hier etwas zu verbergen gibt.

Vatikan-Visitator fühlt Schmuddelpriestern auf den Zahn. Bleibt aber alles in der Familie.