Tübingen

Einmischung

16.04.2019

Von Wolfgang Jacobi, Tübingen

Ein Vater hat Spaß daran, seinen zweijährigen Sohn auf einem Spielplatz in Angst und Schrecken zu versetzen. Das sieht doch sehr nach Trotzphase aus, oder warum lässt der Vater nicht ab von seinem Sohn? Boris Palmer beendet die Tortur und berichtet auf Facebook. Im ungeliebten Mantelteil des SCHWÄBISCHEN TAGBLATTs wird dieser Vorfall auf 15 Textzeilen hinreichend dargestellt.

Im Lokalteil walzt der Redaktionsleiter Gernot Stegert dieses Ereignis auf den fünffachen Textumfang aus und schafft es nebenbei, einen wesentlichen Aspekt komplett zu unterschlagen, der sogar im Mantelteil erwähnt wird: Boris Palmer hat nicht weggeguckt, sondern ist eingeschritten! Er hat den Vater aufgefordert, das böse Spiel mit seinem Sohn zu beenden. Es gehört schon eine Portion Überwindung dazu, sich in die Erziehung anderer Leute einzumischen. Dem Tübinger OB fällt das leichter.

Einmischung ist selten erwünscht, aber häufig nötig. Wer sich gestört fühlt, sollte das mitteilen – zuerst dem Störer. Boris Palmer hätte darüber hinaus die Personalien dieses Vaters einfordern sollen. Wenn einer sich in aller Öffentlichkeit solche Rohheiten erlaubt, was traut der sich dann wohl im trauten Heim? Das Jugendamt sollte sich darum kümmern. Die haben richtig gute Leute dort, die die bei uns geltenden Werte gut vermitteln können – und zwar allen, die noch nicht auf dem aktuellen Entwicklungsstand sind.