Reiten

Vor dem großen Sprung

Mitten in der Welt-Elite in Tryon/North Carolina setzt die deutsche Mannschaft auf die Erfahrung des Routiniers Marcus Ehning.

19.09.2018

Von SID/DPA

Der große Hoffnungsträger im deutschen Team: Marcus Ehning  hier auf Pret a Tout. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Der große Hoffnungsträger im deutschen Team: Marcus Ehning hier auf Pret a Tout. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Den Ritterschlag gab es für Marcus Ehning schon, da hatte er seinen ersten großen Sprung bei den Weltreiterspielen in Tryon noch gar nicht gemacht. „Er war noch nie so wertvoll wie heute“, adelte Bundestrainer Otto Becker seinen Vorzeige-Springreiter – und meinte damit nicht nur, dass sich der Borkener in bestechender Form befindet und der größte Medaillentrumpf der deutschen Equipe ist. Nein, Ehning übernimmt bei der WM auch die wichtige Rolle des Leitwolfs für die extrem junge Mannschaft.

Und während Becker von seinem „Glücksfall für das Trainerteam“ schwärmt, sitzt Ehning nebendran ganz lässig im Schaukelstuhl, den Strohhut tief ins Gesicht gezogen. Gelassenheit und Coolness strahlt er in der brütenden Hitze North Carolinas aus – und es sind genau diese Eigenschaften, die den 44-Jährigen für seine Mitstreiter so ungemein wichtig machen.

Gute Tipps

„Es ist sehr gut, dass wir Marcus im Team haben. Der hat wirklich alles an Erfahrung und immer gute Tipps für uns“, sagt etwa Laura Klaphake, wie Maurice Tebbel gerade einmal zarte 24 Lenze jung. Genauso wie die 29-jährige Simone Blum geben sie am heutigen Mittwoch im Zeitspringen (ab 15 Uhr/MESZ) ihr WM-Debüt, ehe es am morgigen Donnerstag und Freitag um die Mannschaftsmedaillen geht.

Für Ehning, der seine fünften Weltreiterspiele bestreitet und nach seinen jüngsten Siegen in Aachen und Brüssel Rang drei der Weltrangliste erobert hat, ist das nichts Neues mehr. Goldmedaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften, Weltcupsiege – es gibt nichts, was Ehning im Reitsport nicht schon erreicht hätte. Und all diese Erfahrung gibt er nun weiter.Dabei findet Ehning selbst nicht einmal, dass die drei Jungspunde seinen Rat überhaupt nötig haben.

„Ich glaube, an Erfahrung im Team scheitert es nicht“, sagte er in seiner gewohnt trockenen Art: „Die anderen drei sind alt genug. Ich bin in diesem Alter auch schon Championate geritten.“

Genau deshalb kann er sich so gut in seine jungen Teamkollegen hineinversetzen. Bei den Sommerspielen 2000 in Sydney holte er als 26-Jähriger neben den Größen Otto Becker, Ludger Beerbaum und Lars Nieberg Gold mit der Mannschaft. Klaphake und Tebbel waren da gerade mal sechs Jahre alt. Nun sind sie in der Rolle der Newcomer und Ehning ist der Routinier.

Es ist eine Mischung, die durchaus gut funktioniert. So etwa im vergangenen Juli in Aachen, als Ehning die Equipe beim CHIO als Schlussreiter souverän zum doch etwas überraschenden Sieg im Nationenpreis führte. „Die anderen respektieren ihn als Menschen und als Reiter, er gibt ihnen Rat und Sicherheit“, erklärte Bundestrainer Becker die Teamchemie. Das ist ein Rezept, das auch im mittlerweile doch sehr umstrittenen und heftig kritisierten Austragungsort Tryon zum Erfolg führen könnte.

„Am Ende ist vieles möglich“, sagte Marcus Ehning: „Ich denke nicht, dass wir zu den Topfavoriten gehören. Aber wenn am Ende eine Medaille raus springen würde, wäre das ein Traum.“ Und zugleich ein weiterer Ritterschlag für den Leitwolf. Abgehakt sind die Zeiten, als seine Stute Küchengirl bei der WM 2006 in Aachen gleich mehrfach verweigert hatte. Auch solche Erfahrungen können weiterhelfen. sid/dpa

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Erstellt:
19.09.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 36sec
zuletzt aktualisiert: 19.09.2018, 06:00 Uhr

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