Tatort

Eine gnadenlose Welt ohne Mitleid

In ihrem neuen Fall werden die „Tatort“-Kommissare Ballauf und Schenk aus Köln mit erschreckender sozialer Kälte konfrontiert.

10.01.2020

Von Martin Weber

Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, li.) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) befragen eine Lehrerin.  Foto: Thomas Kost/WDR/dpa

Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, li.) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) befragen eine Lehrerin. Foto: Thomas Kost/WDR/dpa

Seine Geburtstagsparty, bei der ihm ganz viele Kollegen ein Ständchen singen, kann Kommissar Freddy Schenk (Dietmar Bär) nicht so richtig genießen. Zu tief sitzt die Enttäuschung, dass sich kurz zuvor bis auf Kumpel Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Kollege Norbert Jütte (Roland Riebeling) keiner im Kölner Polizeipräsidium hinter Freddy stellte, als eine junge Frau ihn zu Unrecht beschuldigte, sie unsittlich belästigt zu haben. Der Kommissar und seine Familie gerieten daraufhin in einen Shitstorm, der sich gewaschen hatte.

„Diese Welt ist nicht für uns gemacht“, resümiert der treue Max im sehenswerten, aber bedrückenden „Tatort: Kein Mitleid, keine Gnade“ am 12. Januar, in dem eine erschreckende soziale Kälte herrscht und in dem sich das Duo Ballauf/Schenk endlich mal wieder von seiner besten Seite zeigen kann.

Die Schülerin Nadine (Emma Drogunova), die Freddy Schenk beschuldigt, sie bei einer Vernehmung begrapscht zu haben, steht im Mittelpunkt eines verzwickten Mordfalls. Gemeinsam mit ihren arroganten Freunden Lennart (Moritz Jahn) und Robin (Justus Johanssen) hat die scheinbar eiskalte Gymnasiastin einen schwulen Mitschüler über Monate gnadenlos gemobbt. Als die nackte Leiche des jungen Mannes an einem Seegrundstück unweit einer verlassenen Villa gefunden wird, gerät die Clique unter Verdacht, etwas damit zu tun zu haben. Der 17-jährige Jan wurde so brutal malträtiert, dass er an inneren Blutungen starb, und danach zum See geschleppt. Die Kommissare hören sich an der Schule des Mordopfers um, befragen dessen einzigen Freund Paul (Thomas Prenn), der ein hoffnungsloser Außenseiter und ebenfalls beliebtes Ziel mitleidsloser Mobbingattacken ist. Doch sie ermitteln auch in der Kölner Schwulenszene und stoßen schon bald auf einen türkischen Sanitäter, der Jan gut kannte.

Freddy Schenk und Max Ballauf tauchen in eine Welt ein, in der eine makellose Oberfläche in den sozialen Medien mehr zählt als Anstand und Menschlichkeit. Das fordert die beiden Ermittler alter Schule nicht nur heraus, sondern führt sie schon bald an ihre Grenzen. Sie werden mit einer Jugendszene konfrontiert, in der zwar eine ausgeklügelte Dating-App auf dem Smartphone anzeigt, wo sich der nächste Flirtpartner befindet, echte zwischenmenschliche Nähe aber unmöglich erscheint.

Grafik: Bock

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Erstellt:
10.01.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 06sec
zuletzt aktualisiert: 10.01.2020, 06:00 Uhr

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