Auch Tübingen liegt Antrag vor

Eine für alle: Werden Unisex-Toiletten an Schulen zum Trend?

Wer aufs Klo möchte, muss sich bisher meist entscheiden. Das ist an einer Werkrealschule in der Donaustadt vorbei.

13.06.2022

Von lsw

Symbolbild: Stefan Puchner/dpa

Symbolbild: Stefan Puchner/dpa

Ulm. An der Sägefeldschule in Ulm gibt es sie schon: Eine Toilette für alle. Wurde früher zwischen WCs für Jungen und Mädchen unterschieden, gibt es an der Grund- und Werkrealschule heute nur noch eine gemeinsame Toilette für alle älteren Schülerinnen und Schüler, wie Schulleiterin Cornelia Euchner erklärt. Und das funktioniere außerordentlich gut. Was an der Ulmer Schule seit diesem Frühjahr zum Alltag gehört, ist an den meisten Schulen im Land dagegen noch kein Thema.

Anlass für die Unisex-Toilette war der „desolate Zustand“ des bisherigen Schulklos, wie Euchner sagt. Das Klo, auf dem Schulhof gelegen, wurde ständig beschädigt. Für einen Neubau kam schnell der Vorschlag für eine „Toilette für alle“ auf. Auch wenn es zunächst Bedenken bei Lehrern wie Schülern gegeben habe, hätten sich alle schnell daran gewöhnt, sagt Euchner. Die neue Toilette verfügt nur noch über Kabinen, Pissoirs sind passé. Die Waschbecken sind durch bodentiefe Fenster gut einsehbar. Außerhalb der Pausen kommen die Schüler nur mit einem digitalen Chip herein.

Baut auch Tübingen um?

Sie habe sich eine Toilette für alle irgendwie anders vorgestellt, sagt Mona aus der Klasse 7a. Inzwischen habe sie sich daran gewöhnt, dass Jungs mit im Raum seien. Ibrahim aus der 9a gefällt vor allem, dass das WC schön neu sei. Schulleiterin Euchner sieht in der neuen Toilette auch eine Wertschätzung der Schüler. Da nun alle denselben Toiletten-Raum nutzten, gerate eine Trennung nach Geschlechtern zudem in den Hintergrund und eine mögliche Diskriminierung komme so gar nicht erst auf. Für die Grundschüler, ein Drittel der rund 300 Schüler, gibt es noch eine weitere Toilette – getrennt nach Jungs und Mädchen.

Der Vorsitzende des Landeselternbeirats in Baden-Württemberg, Michael Mittelstaedt, hält Unisex-Toiletten an Schulen durchaus für einen „pragmatischen Ansatz“. Bei einem anstehenden Neubau seien sie eine sinnvolle und wirtschaftliche Lösung.

Weit verbreitet sind Unisex-WC aber noch nicht. Am Goethe-Gymnasium in Freiburg gebe es seit Jahresanfang eine Unisex-Toilette, teilt eine Sprecherin der Stadt mit. In Tübingen liegt der Stadt ein Antrag vor, sie an allen weiterführenden Schulen einzurichten. In Karlsruhe sind der Stadt keine bekannt, in Stuttgart sieht die Verwaltung gar die Bauempfehlungen als Hindernis.

Schulleiterin Euchner ist überzeugt, dass die Gesellschaft sich in Richtung der Toilette für alle bewege. Und bei ihnen sei sie nun eben schon da.

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Erstellt:
13.06.2022, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 12sec
zuletzt aktualisiert: 13.06.2022, 06:00 Uhr

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