„Wir spielen hier Baustelle“

Eine bunte Schaustelle dokumentiert den Umbau des Tübinger Europaplatzes

Ein sich ständig veränderndes Materiallager soll einen Eindruck vom Stand der Planungen um das Tübinger Busbahnhof-Areal geben.

02.07.2018

Von Sigrid Wenzel

An der Schaustelle am Europaplatz hielten sich am Samstag schon einige Schaulustige auf.Bild: Stadt Tübingen

An der Schaustelle am Europaplatz hielten sich am Samstag schon einige Schaulustige auf.Bild: Stadt Tübingen

Eine bunt zusammengezimmerte Schaustelle macht seit Samstag auf den Umbau des Europaplatzes aufmerksam. Sie soll ein sich ständig wandelnder Ort der Diskussion sein.

Übersehen kann man die Schaustelle nicht, die am Samstag auf einer Verkehrsinsel des Europaplatzes eröffnet wurde. Allein schon wegen der knalligen Farben: Bonbonrosa ist der Asphalt gestrichen, auf dem drei riesige Buchstaben in leuchtendem Gelb aufgestellt sind: ZOB. Allerdings nicht ordentlich nebeneinander, sondern bunt verteilt. Ein Hingucker ist auch das aus rosa-, gelb- und rot-weiß-gestreiften Balken zusammengesetzte Podest. Oder der stilisierte Baukran, ebenfalls aus rosa-weißen Balken. „Wir spielen hier Baustelle, wir möchten mit unserem Konzept Lockerheit vermitteln“, sagte der Stuttgarter Architekt und Designer Lukasz Lendzinski, der die Schaustelle gemeinsam mit seinem Kollegen Peter Weigand entworfen hat. Sie soll in den kommenden Jahren eine „Empfangsinsel“ sein, an der man sich über die Baustelle am Europaplatz informieren kann.

Baubürgermeister Cord Soehlke sagt dazu: „Wir wollten einen Ort schaffen, an dem Diskussion und Partizipation aller Bürgerinnen und Bürger möglich ist, an dem man im Vorbeilaufen mitbekommt, was passiert.“ So wird sich das „Materiallager“, wie Lendzinski die Schaustelle bezeichnete, ständig verändern. Etwa wenn Planungsalternativen zur Debatte stehen: Dann werden die Balken umgestellt – und schon wird deutlich, wo ein Pavillon oder eine Parkfläche entstehen soll.

Mit der Schaustelle ist somit eine überdimensionale Skizze entstanden, die dabei hilft, sich die einzelnen Bauvorhaben leichter vorzustellen. Daneben gibt es auch die klassischen Schautafeln, die über das Konzept des neuen Europaplatzes, des Bahnhofsbereichs, des Busbahnhofs und des Anlagenparks informieren. Aber: „Wir wollten hier einen Ort haben, der verrückt sein und auffallen darf, und der auch ein bisschen provozieren soll“, so die städtische Projektleiterin Katrin Korth. „Die Schaustelle wird sich immer wieder wandeln, wenn es etwas Neues gibt, und die Menschen können ihre Meinung dazu äußern.“

Verrückt – im besten Sinne des Wortes – ist auch die Hörinstallation der Dresdner Künstlerin Maria Heidler. Nähert man sich einem rosa-weißen Bauzaun, ertönen plötzlich Sprachfetzen, Sätze, einzelne Wörter – zarte, derbe, skurrile akustische Fundstücke, die Heidler in den letzten Wochen vor allem rund um den Tübinger Busbahnhof aufgeschnappt und zu einem Kunstwerk für die Ohren zusammengefügt hat. Für Heidler spiegelt das Hörspiel die „akustische DNA Tübingens“ wieder – ein echter Hinhörer.

Ort der Begegnung

Die Schaustelle wird künftig ein Ort sein, an dem es nicht nur um die Umgestaltung des Europaplatzes geht. Vielmehr soll sie, so Projektleiterin Katrin Korth, auch als Kulisse für Veranstaltungen dienen, zum Beispiel für Kulturschaffende oder „Menschen aus dem politischen Raum“.