Kreis Tübingen

Arbeitsmarkt: Eine Quote wie zuletzt 2011

Die Arbeitslosigkeit steigt auch im Kreis Tübingen: auf nun 3,4 Prozent. Für bis zu 82.000 Beschäftigte in Reutlingen-Tübingen ist Kurzarbeit angemeldet.

03.06.2020

Von Eike Freese

Arbeitsmarkt: Eine Quote wie zuletzt 2011

Die Arbeitslosenquote im Landkreis Tübingen ist im vergangenen Monat Mai um weitere 0,2 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent gestiegen. Das entspricht einer Zahl von knapp 200 Personen, die Zahl der Arbeitslosen beträgt derzeit 4316. Der von der Reutlinger Agentur für Arbeit bereits im März prophezeite Trend setzt sich damit fort. Im Vergleich zum Vorjahresmonat, dem Mai 2019, beträgt der Unterschied über 36 Prozent. Hauptursache ist die Corona-Pandemie und die zu ihrer Eindämmung beschlossenen Einschränkungen – vor allem für bestimmte Bereiche in Handel und Gastronomie, die indes in Teilen bereits wieder aufgehoben sind. Zuletzt waren im Gesamtbezirk Reutlingen-Tübingen im Mai 2011 so viele Menschen ohne Arbeit.

Kurzarbeit: fast 5000 Firmen

Zeitgleich ist auch die Zahl der Firmen in den Landkreisen Tübingen und Reutlingen, die mit Kurzarbeit Personalkosten sparen und Entlassungen vermeiden wollen, leicht gestiegen: auf 4810 (ein Plus von 396) summiert sich hier inzwischen die Zahl der Meldungen bei der Agentur für Arbeit. In Beschäftigte umgerechnet, entspräche das einer Maximal-Anzahl von rund 82.000 – wenn alle Firmen die Kurzarbeit bei allen ihren Mitarbeitern ausreizen würden. Die Lage wird hier von der Arbeitsagentur dynamisch eingeschätzt: In den vergangenen Wochen hätten einige Firmen ihre Kurzarbeit wieder beendet, andere hingegen die staatliche Hilfsleistung verlängert.

Unsichere Wirtschaftsaussichten, weniger Arbeitsplatzangebote bei den Unternehmen und weniger Qualifizierungsmaßnahmen: Das sind nach Auskunft der Agentur für Arbeit die drei Hauptfaktoren der Entwicklung. Agentur-Chef Wilhelm Schreyeck diagnostiziert dabei einen großem Anteil aus den Wirtschaftsbereichen Handel, Gastgewerbe und Arbeitnehmerüberlassung. „Gleichzeitig gelang es unseren Kunden weniger häufig, eine Beschäftigung neu aufzunehmen: Wir hatten hier ein Minus von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.“ Zum anderen konnten viele Arbeitslose bestimmte Bildungsmaßnahmen, die vielleicht in einen neun Job geführt hätten, nicht antreten. „Wir hoffen, dass die zunehmenden Lockerungen hier eine Entlastung bringen“, so Schreyeck.

Insgesamt sei das Niveau derzeit schon fast auf dem der Finanzkrise 2008/2009: Im Gesamtbezirk betrug sie damals 4,6 Prozent im Mai 2009 (und auf dem Hochpunkt im August 5,3 Prozent). Im Landkreis-Vergleich ist der Kreis Reutlingen wie bislang auch noch ein wenig mehr von der Corona-Krise betroffen. Hier stieg die Quote um 0,3 Punkte auf 4,0 Prozent – das sind 44 Prozent mehr als im Vorjahresmonat Mai 2019.

Mehr offene Stellen als im April

Etwas aufwärts geht es allerdings bei den offenen Arbeitsstellen in den beiden Landkreisen: Arbeitgeber mit Bedarf meldeten im Mai immerhin 519 neue Jobangebote. Das ist zwar im Vergleich zum Vorjahreswert immer noch sehr wenig (minus 49,7 Prozent) – seit dem vergangenen April 2020 bedeutet dies aber ein Plus von 59,2 Prozent.
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