Arabisches Filmfestival

Eine Liebe unter Beobachtung

Im Auftaktfilm „The Reports on Sarah and Saleem“ ruft eine Affäre gleich zwei Geheimdienste auf den Plan. Von Dorothee Hermann

04.10.2018

Von Dorothee Hermann

Eine Liebe unter Beobachtung

Jerusalem ist eine Stadt, in der für Menschen wie den Palästinenser Saleem (Adeeb Safadi) alles sehr schnell gehen kann. Eben noch Tee zubereitet, schon von einem Rollkommando verhaftet. Die subversive Energie von aufregendem Sex ist offenbar zu viel
für den Staat Israel und ebenso für den palästinensischen Geheimdienst.

Die ironische Perspektive des jungen palästinensischen Regisseurs Muayad Alayan mutet den Figuren einiges zu: Der Bäckereifahrer Saleem und die Israelin Sarah (Sivane Kretchner) haben sich bei Saleems Lieferungen an Sarahs Café heftig ineinander verliebt und fallen in jeder freien Minute übereinander her.
Als Sarah den Geliebten bei einem Zusatzjob ins palästinensische Bethlehem begleitet, wird sie als Israelin enttarnt, und die Jagd beginnt.

Ohne dass sie es darauf anlegen, brechen die beiden Liebenden jede Menge Tabus. Beide sind verheiratet. Sarahs Mann David ist ein hochrangiger Militär. Für seine Karriere wäre es Dynamit, wenn bekannt würde, dass seine Frau mit einem Palästinenser liiert ist. Sarah ist älter als Saleem. Der ist gutaussehend, zärtlich, komplett unpolitisch und fast immer Lichtjahre entfernt vom Klischee des arabischen Macho. Seine schwangere Frau (Maisa Abd Elhadi als Studentin Bisan) geht nur mit Kopftuch aus dem Haus und zu ihren Vorlesungen, hat aber eigene Vorstellungen über den palästinensischen Märtyrerkult und die Loyalitätspflicht einer Ehefrau gegenüber einem von der israelischen Besatzungsmacht Inhaftierten.

Fern von den bekannten, aufgeladenen Konfrontationen an den Checkpoints erkundet der Film, wie sich der Nahostkonflikt im Alltagsleben auswirkt, bis in die kleinsten Regungen der Protagonisten hinein und
bis zu den aufgeheizten Reaktionen der jeweiligen Mehrheitsgesellschaft.

(OmU; heute, 19.30 Uhr, Kupferbau, Hörsaal 22. Sa, 20 Uhr, Kino Arsenal. Regisseur jeweils anwesend. Mi, 31. Oktober, 20 Uhr, Kamino Reutlingen)

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Erstellt:
04.10.2018, 22:24 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 52sec
zuletzt aktualisiert: 04.10.2018, 22:24 Uhr

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