Arabisches Filmfestival

Eine Kindheit im Iran

„Breath“ (Nafas) ist als Oscar-Kandidat nominiert.

12.10.2017

Von dhe

Die Atemlosigkeit der Kindheit liegt in diesen Bildern. Die kleine Bahar und ihre drei Geschwister leben im letzten Jahr des Schah-Regimes in einem kargen iranischen Dorf. Die vier sind so lebhaft, dass ihre überforderte Großmutter, die für sie sorgen muss, sich mit Flüchen und Verwünschungen Luft macht.

Die Mutter ist tot. Der Vater, ein gutmütiger Asthmatiker mit Schnauzbart, arbeitet als LKW-Fahrer. Von ihm bekommen die Kinder die Zuneigung, die ihnen die Großmutter nicht geben kann. Wenn er abends eine Geschichte vorliest, ist Bahar sofort gebannt. Sie sieht die Figuren vor sich und malt sich aus, wie es mit ihnen weitergeht. Dann wechselt der Film in Animationssequenzen, die einen (wie das Mädchen) prompt ins Reich der Phantasie befördern.

Doch in die überschaubare Welt der Geschwister dringt immer stärker die Politik ein. Die nette Lehrerin muss einem autoritären Uniformierten Platz machen. Der Vater merkt beiläufig an, dass die Agenten des berüchtigten Geheimdiensts Savak wenigstens nicht in das entlegene Dorf kommen. Der Schah dankt ab. Der Krieg mit dem Irak beginnt, und Bahar versucht, alles, was sie nicht versteht, in einer Geschichte zu verarbeiten.

Diesen besonderen Antikriegsfilm von Narges Abyar hat der Iran soeben ins Rennen um den Auslands-Oscar geschickt. Die 46-jährige Regisseurin hat die Kindersicht so glaubwürdig eingefangen, als würde Bahar selbst ihre Geschichte erzählen.

„Breath“ läuft am Freiatagabend, 20 Uhr, im Kupferbau, Hörsaal 22. Englische Untertitel.