Modehaus Zinser

Eine App zum Geburtstag

Das Herrenberger Traditionsunternehmen feiert ab Samstag mit vielen Aktionen für drei Wochen das 140-Jährige. Am Tübinger Standort hat sich der Umbau von 2016 bezahlt gemacht.

28.09.2018

Von Moritz Hagemann

Das Modehaus im Jahr 1957 mit dem Geschäft in der Friedrichstraße.  Archivbilder: Grohe, privat

Das Modehaus im Jahr 1957 mit dem Geschäft in der Friedrichstraße. Archivbilder: Grohe, privat

Es gibt nur wenige Geschäfte, die das Tübinger Stadtbild so prägen wie das Modehaus Zinser. Im Herbst 1878 von Wilhelm Zinser in Herrenberg gegründet und heute noch im Familienbesitz, wurde in Tübingen 1950 die erste Filiale geöffnet und stetig vergrößert. 26 Jahre später folgte der Bau im Zinser-Dreieck unweit der Altstadt. Bis in die Kriegszeiten hinein war noch das Hotel zum Goldenen Ochsen dort angesiedelt, wo heute das Modehaus in Tübingen steht.

Wurde anfangs auf 3900 Quadratmetern verkauft, umfasst die Verkaufsfläche heute knapp drei Mal so viel. Zu Anfangszeiten beherbergte das Untergeschoss sogar noch den Nanz-Supermarkt. Besonders der jüngste Umbau, der vor zwei Jahren fertiggestellt worden ist, „war ein voller Erfolg“, sagt Stefan Rinderknecht, der Geschäftsführer des Tübinger Hauses. „Wir sind stolz auf das, was wir aufgebaut haben, und sehr zufrieden mit der Entwicklung.“

Der 56-jährige Rinderknecht hat den Chefposten vor sechs Jahren eingenommen, als er Karl-Frieder Graul ablöste, der in den Ruhestand ging. Rinderknecht hatte vor der Übernahme 2012 sieben Jahre lang die Filiale in Offenburg geleitet. Mit sieben Standorten zählt Zinser zu den größten Modehäusern in Süddeutschland. 680 Angestellte hat das Unternehmen, davon laut Rinderknecht knapp 170 am Tübinger Standort. Auch Aushilfen, die „vor allem in den Stoßzeiten“ da sein müssen, aber in einer Universitätsstadt gut gefunden werden können.

Bereits unter Grauls Führung wurde nicht nur an Kleidung gedacht: Er ließ ein 50-Kilowatt-Blockheizkraftwerk unter dem eigenen Dach errichten und hat den Umstieg auf Erdgas lanciert, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. In der Zeit um die Jahrestausendwende gewannen außerdem lange Einkaufsnächte und Modeschauen an Popularität. So änderten sich über die Jahre die Anforderungen an das Haus: Shopping sollte immer mehr zum Erlebnis werden, desto mehr brauchte es Präsentationsflächen und eine große Angebotsvielfalt.

Ein Café, das hilft

In Tübingen kam mit dem Umbau 2016 das Café Primo hinzu, welches Zinser verpachtet hat. „Für uns ist das toll“, sagt Rinderknecht. „Das gibt einfach Aufenthaltsqualität.“ Wer in das Café will, steht praktisch schon mitten im Modehaus. Dessen Umsatz sei nach dem Umbau gestiegen, berichtet Rinderknecht. „Wir hätten nicht umgebaut, wenn unser Modell nicht mehr salonfähig wäre“, sagt er mit Blick auf die Konkurrenz durch den Online-Handel.

Ab dem morgigen Samstag, 29. September, sind bei Zinser bis zum 20. Oktober aufgrund des Geburtstages viele Sonderaktionen angesagt. Speziell für die beiden Samstage, 6. und 13. Oktober, kündigt Rinderknecht „über 20 Events“ an. So steht ein Glücksrad bereit, wer will kann sich in einer Fotobox fotografieren, sich im Lieblingsoutfit zeichnen oder sich ein Monogramm in den Anzug sticken lassen. Kuchen am Stiel, eine Chai-Tee- und Portwein-Verkostung werden ebenfalls angeboten.

Außerdem wurde zum 140-jährigen Bestehen die Zinser-App fürs Smartphone entwickelt, die als digitale Kundenkarte genutzt werden kann. Wer im Aktionszeitraum einkauft, erhält einen Gutschein von 5 Prozent seines Warenwerts direkt an der Kasse, der danach eingelöst werden kann.

Das Zinser-Dreieck im Jahr 1976, als das Modehaus dort gerade erweitert hatte.  Archivbilder: Grohe, privat

Das Zinser-Dreieck im Jahr 1976, als das Modehaus dort gerade erweitert hatte. Archivbilder: Grohe, privat

Die Sache mit der Stadtbahn

Sollte der Bürgerentscheid letztlich den Bau einer Stadtbahn durch Tübingen ergeben, wäre vor dem Modehaus Zinser für lange Zeit eine Großbaustelle. Das ist aber kein Grund für den Geschäftsführer Stefan Rinderknecht, sich per se gegen den Bau zu positionieren. „Ich kann mir dazu noch keine abschließende Meinung bilden“, sagt er und gibt an, weiterhin alle Informationsveranstaltungen besuchen und sich auch anderweitig auf dem Laufenden halten zu wollen. „Das ganze Projekt zum jetzigen Zeitpunkt hochzureden oder runterzumachen, halte ich für falsch“, sagt Rinderknecht. Jeder Betroffene sei dabei selber aufgefordert, sich über Vor- und Nachteile zu informieren, um sich ein fundiertes Urteil bilden zu können. Die geplante Trasse der Bahn würde von der Europastraße in die Karlstraße einbiegen und damit genau entlang des Modehauses Zinser führen.

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Erstellt:
28.09.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 56sec
zuletzt aktualisiert: 28.09.2018, 01:00 Uhr

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