Energie

Ein teurer Winter steht bevor

Dutzende Gasversorger haben Preiserhöhungen angekündigt, ein Ende ist nicht absehbar. Warum der Brennstoff immer mehr kostet und wie man trotzdem Geld sparen kann.

21.09.2021

Von CAROLINE STRANG (MIT DPA)

Selbst wenn der Verbrauch gleich bleibt, müssen Nutzer von Gasheizungen in diesem Winter mehr bezahlen. Foto: © Dan Race/Shutterstock.com

Selbst wenn der Verbrauch gleich bleibt, müssen Nutzer von Gasheizungen in diesem Winter mehr bezahlen. Foto: © Dan Race/Shutterstock.com

Gaspreiswelle“ – ein bedrohliches Wort, das derzeit über die Lippen von Experten kommt: Die Großhandelspreise für Gas, mit dem fast die Hälfte aller Haushalte hierzulande beheizt wird, steigen immer weiter. Die Einfuhrpreise für Erdgas, die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ermittelt werden, sind allein von Januar bis Juli um 42 Prozent gestiegen. An den Spotmärkten, wo Gas kurzfristig gehandelt wird, haben sich die Preise seit Jahresbeginn sogar mehr als verdoppelt.

Dabei hatten sich die Verbraucherzentralen vor gut einem Jahr noch beschwert, dass die niedrigen Preise nicht an die Kunden weitergegeben werden. Nun hat sich die Nachfrage nach dem Corona-Tief wieder normalisiert. Außerdem sind die Gasspeicher in Europa laut Experten nach dem vergleichsweise kalten Winter 2020/21 noch nicht wieder komplett aufgefüllt. Auch deshalb steigen die Preise.

Und es kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: „Neben höheren Großhandelspreisen steigt auch der CO2-Preis für fossile Brennstoffe zum Jahreswechsel von 25 auf 30 Euro pro Tonne. Diese Kosten geben viele Gasversorger direkt an ihre Kunden weiter“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte beim Vergleichsportal Verivox. Kein einziger regionaler Versorger hat laut Verivox für die kommenden Monate Preissenkungen angekündigt. 32 regionale Gasanbieter haben für September und Oktober Erhöhungen von durchschnittlich 12,6 Prozent ausgesprochen. Beim Beheizen eines Einfamilienhauses führt das zu Mehrkosten von 188 Euro im Jahr.

Wie können Verbraucher trotzdem Geld sparen? Durch Vergleichen und Wechseln. „Durch den Wechsel zum günstigsten Strom- und Gasanbieter oder Tarif können Verbraucher ohne großen Aufwand jährlich mehrere hundert Euro sparen“, sagt der Bund der Energieverbraucher. Ein Wechsel ist im Normalfall vor Ablauf des Vertrages möglich. Aber: „Erhöht der Lieferant den Preis, kann man sonderkündigen“, schreibt Ines Rutschmann, Expertin für Energie bei Finanztip. Sie erklärt, warum sich ein Wechsel lohnen kann: „Der Wettbewerb um Kunden im Gasmarkt ist sehr rege. Die Preise ändern sich stetig – und ein Tarif, der bei Vertragsschluss mal günstig war, muss es heute nicht mehr sein.“

Die Verbraucherzentralen geben Tipps, wie man am besten wechselt und was man beachten muss. Wichtig ist, dass neben dem Preis auch Punkte wie kurze Laufzeiten und Kündigungsfristen wichtig sind. Sie empfehlen, für die Tarifsuche am besten Tarifvergleichsportale zu nutzen. Dort sollten allerdings die Voreinstellungen geändert und zum Beispiel die Boni herausrechnet werden, um einen wirklich sinnvollen Vergleich zu bekommen. Dann kann man trotz der Lage unter Umständen sogar noch Geld sparen.

Und die Lage ist durchaus angespannt, auch wegen der nur teilweise gefüllten Speicher. In Deutschland sind sie aktuell zu weniger als zwei Drittel gefüllt, wie auf der Datenplattform der Betreiber zu sehen ist. Vor einem Jahr betrug der Füllstand gut 94 Prozent.

Warum in den Speichern weniger Gas ist als üblich, lässt sich nicht eindeutig sagen. Ausfälle und Wartungsarbeiten der Gas-Infrastruktur in Europa hätten zur Folge gehabt „dass die Gasspeicher nicht so stark wie sonst üblich über den Sommer gefüllt werden konnten“, sagt Eren Cam vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität Köln. Auch der hohe Preis könnte eine Rolle spielen, weil Unternehmen sich scheuen, zu viel teures Gas vorrätig zu halten. (mit dpa)

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Erstellt:
21.09.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 37sec
zuletzt aktualisiert: 21.09.2021, 06:00 Uhr

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