Tübingen

CineLatino: Ein spürbares Bedürfnis nach Kultur

Die Festivalmacher ziehen angesichts der herausfordernden Bedingungen eine positive Bilanz. Der Publikumspreis geht an den Dokumentarfilm „Cachada“.

23.07.2020

Von Madeleine Wegner

Straßenhändlerinnen aus El Salvador begegnen der Gewalt mit Theater: Szene aus„Cachada“, das diesmal den Festivalpreis erhielt. Bild: Agentur

Straßenhändlerinnen aus El Salvador begegnen der Gewalt mit Theater: Szene aus„Cachada“, das diesmal den Festivalpreis erhielt. Bild: Agentur

Den Teufelskreis von Gewalt wollen die fünf Straßenhändlerinnen endlich durchbrechen – ebenso ernst wie spielerisch mit Hilfe eines Theaterworkshops. Ihre eigenen Lebenserfahrungen arbeiten die Frauen aus El Salvador während des Projekts auf, die Filmemacherin Marlén Viñayo begleitet sie dabei auf einfühlsame Weise. Der Dokumentarfilm „Cachada“ überzeugte die Besucherinnen und Besucher im gut gefüllten Kinosaal im Tübinger Museum und erhielt schließlich den 16. „Premio del Público“. Mit der Verleihung des Publikumspreises ging am Mittwochabend das 27. CineLatino und 17. CineEspañol zu Ende.

Das Team um Festivalleiter Paulo Roberto de Carvalho zieht angesichts der herausfordernden Situation und der ungewöhnlichen Festivalbedingungen eine durchweg positive Bilanz. „Nach der coronabedingten Verschiebung des Festivals in den Sommer freute sich das Publikum, dass das CineLatino 2020 als erstes Filmfestival der Region erfolgreich in die Kinos zurückkehrte, und kam trotz der erschwerten Bedingungen fleißig ins Kino“, heißt es von Seiten der Festivalmacher. „Es sind mehr Leute gekommen, als wir erwartet hatten“, sagt Pola Hahn vom Cine-Team. Im vergangenen Jahr zählte das Festival rund 4000 Besucherinnen und Besucher. In diesem Jahr waren es nach ersten Schätzungen 3100. Dabei durfte nur ein Fünftel der Kinosessel genutzt werden. In
den beiden großen Sälen des
Kino Museum sank mit rund 950 Zuschauern die Zahl um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dafür habe der neue „Open Festival Space“ im Freistil-Biergarten am Neckar enormen Zulauf gehabt, wo es an vier Tagen ein zusätzliches kleines Freiluft-Programm gab.

„Der Gang ins Freie war ein voller Erfolg“, resümieren die Festivalmacher. Der neue „Open Festival Space“ samt mexikanischem Essen sei beim Publikum besonders gut angekommen. Der dort gezeigte Dokumentarfilm „Galápagos, paraíso en perdida“ (Galapagos, das fast verlorene Paradies) war so beliebt, dass zusätzlich zu den ausverkauften Sitzplätzen weitere Gäste den Film gebannt im Stehen verfolgten.

Als bisher absoluter Publikumsliebling entpuppte sich der argentinische Thriller und Eröffnungsfilm „Rojo“. Die Vorstellung war ausverkauft. Viel Raum für Diskussion und Austausch mit dem Festivalgast Marc Serena gab es nach der sehr gut besuchten Vorstellung des spanischen Dokumentarfilms „El escritor de un país sin librerías“ (Der Schriftsteller aus einem Land ohne Buchhandlungen), einer der wenigen Filme überhaupt über Äquatorialguinea, eine Ex-Kolonie Spaniens.

Besonders beliebt und gut besucht seien auch die politischen Dokumentarfilme gewesen, etwa Patricio Guzmáns „La cordillera de los sueños“ (Die Gebirgskette der Träume), der die Kordilleren als stumme Zeugen der Militärdiktatur Pinochets porträtiert.

Das diesjährige CineLatino habe gezeigt, dass es möglich ist, Kulturveranstaltungen auszurichten, die offensichtlich sehr vermisst wurden: „Es gibt ein spürbares Bedürfnis der Menschen nach Kultur!“ Das Festivalteam will die Entwicklungen in der nächsten Zeit nun beobachten und formuliert den Ausblick auf eine 28. Festivalauflage verhalten optimistisch: „Wir freuen uns auf jeden Fall, dass die
Erfahrung des CineLatino 2020 die Möglichkeit zumindest offenlässt, das Festival im April 2021 wieder veranstalten zu können.“

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Erstellt:
23.07.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 29sec
zuletzt aktualisiert: 23.07.2020, 01:00 Uhr

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