DTK erinnert an verstorbene Musiker

Ein einstiges Autohaus wird zur Kapelle

Wird das einstige Autohaus Matejka zu Tübingens neuer Konzertlocation? Am 29. Dezember (Update: Zusatzkonzert am 5. Januar) singt Dieter Thomas Kuhn dort mit Band „Songs from Above“.

18.12.2017

Von Ulrich Janßen

Dieter Thomas Kuhn zum Konzert im Autohaus
03:44 min

Aus ihrer Liebe zu Autohäusern machen Dieter Thomas Kuhn und Philipp Feldtkeller kein Geheimnis. „Autohäuser üben eine magische Anziehungskraft auf uns aus“, sagt Gitarrist Feldtkeller, der, genau wie Sänger Kuhn, eine große Leidenschaft für alte Porsches und Harley-Davidsons entwickelt hat. Beide teilen außerdem die Liebe zu alten Instrumenten und zur Musik der Siebziger Jahre.

Am Freitag, 29. Dezember, wollen die Tübinger Musiker, die gerade eine der erfolgreichsten Tourneen ihrer Karriere hinter sich haben („Im Auftrag der Liebe“), ihre Leidenschaften auf ungewöhnliche Weise verbinden. Im ehemaligen Autohaus Matejka in der Tübinger Bismarckstraße 118 spielen sie „Songs from Above“, Stücke von Musikern, die in den letzten Jahren gestorben sind.

Dieter Thomas Kuhn und Philipp Feldtkeller.Archivbild: Franke

Dieter Thomas Kuhn und Philipp Feldtkeller.Archivbild: Franke

Bekannt sind Kuhn und Feldtkeller eher für ihre mitreißenden Schlagerinterpretationen, doch ihr musikalisches Herz schlug und schlägt längst nicht nur für Chris Roberts oder Jürgen Drews. In „The Grave Chapel Radio Show“ wollen sie all jener verstorbenen Musiker gedenken, die sie seit ihrer Jugend geprägt und beeindruckt haben. Die Liste reicht von Elvis über George Harrison, Lou Reed, Amy Winhouse, David Bowie bis hin zu George Michael und dem von beiden sehr verehrten Tom Petty.

Kirchenbänke aus Balingen

Gedacht werden soll der toten Pop-Ikonen mit Würde und Anmut, einer feinfühligen Moderation (bei der man auch was lernen kann) und einer soliden Portion Humor. „Es geht bei uns mit Sicherheit nicht nur ernst zu“, versprechen die beiden, die das Autohaus für ihre musikalische Totenehrung eigens in eine Barock-Kapelle verwandeln wollen. „Philipp hat in Balingen vor kurzem ein Dutzend original Kirchenbänke gekauft, die werden wir alle hier aufstellen“, verspricht Kuhn.

Vor Handarbeit schrecken die Freunde nicht zurück. „Deko und Aufbau machen wir alles selbst“, beteuert Kuhn. Ziel sei eine möglichst poppige Nachbildung der Barockkapelle in Zwiefalten.

Auftreten werden Kuhn und Feldtkeller mit Musikern, die sie schon lange kennen und schätzen. Mit dabei sind der Jazzer Rainer Tempel, der Gitarrist und Coun-trysänger Rudie Blazer, Bassist Dirk Blümlein, Drummer Frank Stoeger und die Background-Sängerinnen Anya Mahnken und Marion Welch, die schon für Udo Lindenberg, Helene Fischer und Unheilig gesungen haben.

Theoretisch Platz für 500 Zuhörer: die Werkstatt des ehemaligen Autohauses Matejka. Bild: Janßen

Theoretisch Platz für 500 Zuhörer: die Werkstatt des ehemaligen Autohauses Matejka. Bild: Janßen

Das Konzert, mit dem die beiden auch ihren persönlichen Winterblues bekämpfen wollen („diese gewisse Leere vor Weihnachten“), hat durchaus Testcharakter. Kuhns Manager, der Konzertveranstalter Marc Oßwald („Vaddi Concerts“), findet die Location
im Gewerbegebiet Unterer Wert nämlich äußerst interessant.
„Ich kann mir gut vorstellen, hier öfter mal Konzerte zu veranstalten.“ Oßwald ist der festen Überzeugung, dass Tübingen dringend einen weiteren Konzertsaal benötigt: „Da gibt es einen Riesenbedarf.“

Das Sudhaus deckt diesen Bedarf nach Einschätzung des Veranstaltungsprofis nur unzureichend ab: „Die zeigen in meinen Augen eine enttäuschende Performance.“ Mit dem Autohaus, der alten Maschinenhalle am Neckar (neuerdings „swt-KulturWerk“ genannt) und der Kelter könnte man nach Oßwalds Einschätzung endlich Bewegung in die Tübinger Kulturszene bringen. „Eine Stadt von der Größe und Bedeutung Tübingens braucht einfach mehr Veranstaltungsorte.“

Besitzer ist „sehr offen“

Voraussetzung für die Nutzung des Autohauses ist allerdings, dass die Stadt einer Umnutzung zustimmt. Jörg Weihing, seit kurzem Besitzer des Gebäudes, kann sich gut vorstellen, das Autohaus dauerhaft zu einer Veranstaltungsstätte zu machen: „Ich bin da sehr offen“, sagte er dem TAGBLATT. Weihing ist Mitinhaber der Tübinger Firma GMG, die mit ihrer Farbmanagement-Software weltweit Erfolg hat. Als Finanzier steht der Unternehmer auch hinter den künftigen Pächtern der Tübinger Kelter, die ebenfalls verstärkt Konzerte anbieten wollen.

Das Autohaus habe er gekauft, sagte Weihing, „weil man so ein schönes Gebäude doch nicht einfach verkommen lassen kann“. Ein bisschen spielte allerdings auch eine Rolle, dass Weihing mittlerweile ein halbes Dutzend edler Automobile besitzt, die er ungern in Parkhäusern abstellt. „Jetzt habe ich natürlich die Sorge“, meinte er zum TAGBLATT, „dass ich einer dieser peinlichen Sammler werden könnte und nur noch meine Autos poliere.“ Ein Grund mehr, das Gebäude beizeiten in einen Konzertsaal zu verwandeln.

Hier wurden früher Peugeots verkauft. Bild: Janßen

Hier wurden früher Peugeots verkauft. Bild: Janßen

Bei diesem Vorhaben würde Marc Oßwald den Software-Unternehmer gern unterstützen. Oßwald stellt sich vor, gemeinsam mit Nachwuchs-Veranstaltern aus der Region junge interessante Bands und Künstler nach Tübingen holen. Alice Merton, Megaloh, Bausa oder die „Meute“ sind ein paar Namen, die Oßwald im Programm des Sudhauses vermisst, und für die das Autohaus genau die richtige Größe hätte. Bis zu 500 Besucher könnten in dem Gebäude theoretisch Platz finden.

Für die „Grave Chapel Radio Show“ hat die Stadt Tübingen immerhin 400 Plätze genehmigt. Da es sich um eine ehemalige Werkstatt handelt, in der mit Benzin und wo mit Öl hantiert wurde, ist der Brandschutzstandard vergleichsweise hoch, und es fehlt auch nicht an Fluchtwegen. Ob das Baurechtsamt einer dauernden Nutzung als Veranstaltungsort zustimmt, ist trotzdem fraglich. „Da müsste man noch einiges umbauen“, sagt Oßwald.

Kuhn und Feldtkeller sind jedenfalls schon mehr als überzeugt von der ungewöhnlichen Location in der Bismarckstraße. „Die Aura war sofort gegeben“, stellte Kuhn fest.

Karten für die „Grave Chapel Radio Show“

Die „Songs from Above“ mit Dieter Thomas Kuhn, Philipp Feldtkeller und „The Grave Chapel Radio Show“ beginnen am Freitag, 29. Dezember, um 19.30 Uhr im ehemaligen Autohaus Matejka in der Bismarckstraße 118. Karten (verkauft werden ausschließlich Hardtickets) gibt es exklusiv in den TAGBLATT-Geschäftsstellen in Tübingen, Mössingen und Rottenburg. Sie kosten 36,50 Euro.

Update Schon nach wenigen Stunden waren am Montag, 18. Dezember, alle 400 Karten für Dieter Thomas Kuhns Auftritt am 29. Dezember im ehemaligen Autohaus Matejka weg. Kuhn und Feldtkeller haben nun spontan ein zweites Konzert zugesagt: am Freitag, 5. Januar.

Zum Artikel

Erstellt:
18.12.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 49sec
zuletzt aktualisiert: 18.12.2017, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!