Talheim · Corona

Ein Zelt für mehr Sicherheit

Die Talheimer Hausärztin Christine Stegmann-Scharf möchte Atemwegsinfekte ohne Corona-Verdacht vorsichtshalber im Zelt behandeln.

21.03.2020

Von Gabi Schweizer

Zeltzaufbau mit Ehrenamtlichen in Talheim: Hier werden künftig Atemwegspatienten ohne Corona-Verdacht untersucht. Bild: Klaus Franke

Zeltzaufbau mit Ehrenamtlichen in Talheim: Hier werden künftig Atemwegspatienten ohne Corona-Verdacht untersucht. Bild: Klaus Franke

„Ist es jetzt schon so schlimm?“ Anwohner waren besorgt beim Anblick des Zeltes neben der Hausarztpraxis von Dr. Christine Stegmann-Scharf in Talheim. Weshalb die Medizinerin sich gestern beim TAGBLATT meldete: Das Zelt, so erklärte sie, ist kein Isolationszentrum oder dergleichen. Vielmehr wird Stegmann-Scharf ab Montag hier all diejenigen untersuchen, die zwar einen Atemwegsinfekt haben, aber ohne Verdacht auf Corona. So verringert sich die Gefahr, dass jemand eben doch infiziert ist, das Virus in die Praxisräume trägt und andere ansteckt.

Denn die Grenzen sind fließend. Ehe Tirol zum Risikogebiet erklärt wurde, behandelte Stegmann-Scharf einen Patienten, der dort gewesen war und – jedenfalls zunächst – nur einen Schnupfen hatte. Nach Ausweitung der Risikogebiete wurde er positiv getestet. Glück im Unglück: In der Praxis war er außer mit der Ärztin selbst mit niemandem in Kontakt gekommen. „Ich musste mich testen, Gott sei Dank war es negativ.“ Ansonsten hatte die Medizinerin noch keine Corona-Fälle. Jedenfalls nicht wissentlich, wie sie hinzufügt. Dass kein Corona-Patient dabei war, kann sie angesichts der normalen Erkältungswelle und unspezifischen Symptome nicht sicher ausschließen.

Umso erfindungsreicher war die Ärztin, um ihre Praxis von Coronaviren freizuhalten – die lasse sich relativ schlecht lüften. Kürzlich hat sie eine Frau bei Nacht auf dem Parkplatz abgehört, durchs geöffnete Autofenster hindurch. Ein Zustand, den sie möglichst schnell ändern wollte. Und so meldete sie sich bei Ortsvorsteher Elmar Scherer.

Dessen Vize Peter Rilling wiederum hatte Kontakt zur Narrenzunft, die ein Zelt besitzt. Mitglieder der Feuerwehr und der „Saibachdeifel“ sowie die Zimmerei Haas bauten es gestern ehrenamtlich auf. „Das ist eine tolle Sache“, sagte Scherer, der selbst vor Ort war. Da merke man den Zusammenhalt im Dorf. Stegmann-Scharf wiederum ist sehr dankbar, dass es vor ihrer Praxis eine Wiese gibt und sie Ausweichmöglichkeiten hat. In der Stadt gebe es die nicht.

Wer die typischen Corona-Symptome wie Fieber und Reizhusten hat, wird in diesem Zelt nicht behandelt, sondern gleich am Telefon nach Tübingen geschickt. Wie bei allen Ärzten gilt: nicht einfach vorbeikommen, sondern erstmal anrufen. Im Zelt wird es einen Wartebereich für Fußgänger geben.

Wer mit dem Auto kommt, sollte darin sitzen bleiben, bis er an der Reihe ist. „In dem Zelt“, so erklärt Stegmann-Scharf, „werde nur ich arbeiten, weil ich so gut wie keine Schutzausrüstung habe.“ Wer eine leichte Erkältung hat und keine ärztliche Betreuung benötigt, kann auch ohne Termin eine Krankmeldung bekommen.