Handball-EM
Ein Tor fehlt zum Gruppensieg
Deutschland erreicht auch gegen Mazedonien nur ein 25:25-Unentschieden. In der Hauptrunde ist nun eine deutliche Steigerung nötig.
Zagreb. Die deutschen Handballer müssen sich bei der EM in Kroatien erheblich steigern, wenn sie in der Hauptrunde noch ein Wörtchen um den Halbfinal-Einzug mitreden wollen. Zwei Tage nach dem glücklichen Unentschieden gegen Slowenien (25:25) holte das Team von Bundestrainer Christian Prokop beim 25:25 (12:11) gegen Mazedonien erneut nur einen Punkt. Damit startet der Titelverteidiger als Gruppenzweiter in die nächste Runde, in der Dänemark, Spanien und Tschechien warten. Zum Auftakt kommt es in Varazdin am Freitag zum Duell mit Tschechien (Uhrzeit noch offen).
„Am Ende ist es ein gerechtes Ergebnis“, sagte Prokop und war mit dem gewonnenen Punkt nach der ersten Enttäuschung zufrieden. Allerdings hatte sein Team vor 5900 Zuschauern in der Arena Zagreb in den letzten elf Sekunden Ballbesitz und damit die Chance auf den Sieg. Doch der letzte Angriff wurde schlampig zu Ende gespielt, Patrick Groetzki kam auf Rechtsaußen gar nicht erst zum Wurf.
Heinevetter rettet den Punkt
Auf der anderen Seite konnte sich der Europameister bei Silvio Heinevetter bedanken, der kurz zuvor gegen den freistehenden Stojanche Stoilov mit einer Glanzparade immerhin den einen Punkt rettete. Mazedoniens Trainer Raul Gonzalez hatte die deutsche Mannschaft zu Beginn mit einer taktischen Variante auf dem falschen Fuß erwischt. Der 48-jährige Spanier, der Vardar Skopje (Mazedonien) vergangenes Jahr völlig überraschend zum Champions-League-Titel geführt hat und im Sommer den millionenschweren französischen Spitzenklub Paris St. Germain übernehmen wird, setzte konsequent in jedem Angriff auf den siebten Feldspieler und spielte mit zwei (massigen) Kreisläufern. „Das hat uns am Anfang etwas überrascht“, gab Kreisläufer Patrick Wiencek zu.
Zwar traf Tobias Reichmann mit der ersten Offensiv-Aktion ins verwaiste mazedonische Tor, danach aber fruchtete die taktische Maßnahme des Außenseiters, der sich dank des Unentschiedens den Gruppensieg sicherte. Prokop musste reagieren und brachte schon in der vierten Minute den erst am Dienstagabend in Zagreb eingetroffenen Finn Lemke, den er für diese Partie nachnominiert hatte. Es dauert allerdings eine Viertelstunde, ehe Deutschland nach einem 3:6-Rückstand besser ins Spiel fand. Dann war es jedoch kurzzeitig richtig gut. Fünf Treffer ohne Gegentor binnen fünf Minuten sorgten dafür, dass der Olympiadritte auf 12:9 davonzog. Jedoch wurden vor der Pause zu viele Chancen ausgelassen, so dass man zur Halbzeit nur mit 12:11 führte.
Im zweiten Durchgang erspielten sich die Mazedonier, die nun auf den zusätzlichen Feldspieler verzichteten, abermals ein kleines Polster (19:16), konnten die anschließende Aufholjagd des DHB-Teams aber nicht verhindern. 20:20 stand es vor den letzten zehn Minuten. Fortan legte die Prokop-Sieben um den siebenfachen Torschützen Steffen Weinhold stets einen Treffer vor, Mazedonien konterte aber jeweils umgehend. Als Philipp Weber dann 90 Sekunden vor dem Ende beim 25:25 aus dem Rückraum verwarf, hatten plötzlich die Mazedonier die Chance auf den Sieg. Doch Heinevetter, der wie Andreas Wolff sonst keine gute Partie ablieferte, hielt mit seiner Parade 13 Sekunden vor dem Ende den Punkt fest.
Wie schon gegen Slowenien konnte Prokop seinen Spielern, was die kämpferische Einstellung betrifft, keinen Vorwürfe machen. Spielerisch blieb der mit Titelambitionen angereiste Europameister erneut aber einiges schuldig. „Ab jetzt sind wir zum Siegen verdammt“, stellte DHB-Vizepräsident Bob Hanning vor dem Hauptrundenauftakt klar.