USA

Ein Sommer der Freiheit?

Immer mehr New Yorker sind geimpft. Die Metropole träumt von der Rückkehr ins pralle Leben, und die Künstler hoffen auf Auftritte vor Publikum.

16.04.2021

Von DPA

Menschen schlendern durch die Straßen New Yorks. Viele von ihnen sind bereits geimpft. Foto: John Minchillo/AP/dpa

Menschen schlendern durch die Straßen New Yorks. Viele von ihnen sind bereits geimpft. Foto: John Minchillo/AP/dpa

New York. Wenn die Sonne in diesen Frühlingstagen über Manhattan aufgeht, liegt etwas in der Großstadtluft, sagte eine New Yorkerin kürzlich. Die Straßen sind voller, die U-Bahnen und Bars ebenso, die Gespräche der Passanten scheinen ausgelassener, Freundesgruppen besiedeln die Parks, planen Ausflüge, Reisen und die ersten Hauspartys. So muss es sich anfühlen, wenn eine Metropole nach einem Jahr Corona-Alptraum langsam aufatmet.

Mit jedem Geimpften steigt die Aufbruchsstimmung – trotz weiterhin hoher Infektionszahlen. Die Künstler der US-Ostküstenmetropole sehnen sich ihr Publikum herbei. Nur noch wenige Wochen, glauben sie, und New York ist zurück. Was folgen könnte und was in Deutschland im Moment unmöglich erscheint: ein Sommer wie im Rausch.

Die Holztüren vom „Bitter End“ sind jedenfalls wieder offen. Im legendären Club im Greenwich Village gingen einst Joni Mitchell und Bob Dylan ein und aus – in Zeiten, in denen schlechte Luft und tropfender Schweiß zu den typischen Merkmalen von New Yorker Live-Shows gehörten. Das wird im 60. Jahr des „Bitter End“ erstmal anders, denn die Corona-Auflagen der Stadt ließen Anfang April nur einige dutzend statt einige hundert Besucher beim ersten Konzert nach Wiedereröffnung zu. Aber immerhin: Es gibt sie wieder, die Konzerte!

Im „Bitter End“ plant auch die New Yorker Singer-Songwriterin Samantha Echo ihre Rückkehr auf die Bühnen der Stadt. Im August soll hier ihr erstes Konzert stattfinden, sagt sie. Und sie freut sich auf das Jahr, das ein Ende der Pandemie verspricht: „Uns waren so lang die Hände gebunden“, meint Echo. „Ich glaube, ich werde es viel mehr wertschätzen, aufzutreten.“ Nach der harten Zeit – vor über einem Jahr war das Leben in New York mit einem Lockdown heruntergefahren worden – würden Künstler in der Metropole künftig noch mehr geschätzt, glaubt sie.

Echo ist erst Anfang 30, doch wie so viele in New York bereits vollständig geimpft. Die Impfkampagne geht in New York mit großen Schritten voran; auch nachts sind die Impfzentren ausgebucht. Sorgen gibt es nur, dass eine beträchtliche Anzahl an Impfskeptikern oder eine Mutation den Traum der Post-Corona-Freiheit zerstören könnte.

Derweil bleiben die Infektionszahlen weiter hoch, doch Experten rechnen mit einer möglichen Entspannung ab Mai. Auch wenn der Bundesstaat New York wohl noch Monate an einigen Beschränkungen festhalten wird: Die Partystimmung dürfte Woche für Woche steigen. Schon jetzt werden erste Pläne für kleinere Privatfeiern gemacht. Discos eröffnen wieder ihren Außenbereich – und im Untergrund haben einige nie aufgehört zu feiern.

Auch der Broadway ist auf dem Weg in die Freiheit, jedoch mit Mini-Schritten: Kürzlich besuchten 150 Zuschauer im St. James Theatre, das 1700 Menschen fasst, eine halbstündige Testshow. Ein Lebenszeichen für alle 41 Häuser am Broadway, für den die Wiederauferstehung besonders schwierig werden dürfte.

„Die schlimmste Sache für uns war, dass wir kein Theater mehr spielen konnten“, erklärt Annie Hägg. Die Schauspielerin empfängt in der Küche ihrer Wohnung in der Upper East Side, die sie zu einem provisorischen Studio für Vorsprechen per Video umfunktioniert hat. Vor der Pandemie hatte sie gute Rollen – etwa in der Serie „Hunters“. Dann brach für einige Monate alles zusammen. „Keiner wusste, wie ihm geschah“, erinnert sich die 30-Jährige.

Das Gute sei, dass Film- und Fernsehen im Herbst wieder unter Auflagen produzierten. Die Auswahlprozesse für neue Theaterstücke nehmen wieder an Fahrt auf. Und Hägg ist voller Hoffnung, bald wieder Rollen auf der klassischen Bühne spielen zu können, an der Seite ihrer Kollegen. Worauf sie sich in den kommenden Monaten persönlich am meisten freut? „Partys!“, platzt es aus ihr heraus. „Wir hatten mal so viele Partys.“

2021, so hoffen die New Yorker, wird das Jahr der Feiern, der Ausstellungen, der Konzerte und Shows. Es könnte ein Sommer werden, in dem die Bewohner mangels internationalem Tourismus ausnahmsweise einmal unter sich sind. Und auch Sängerin Samatha Echo elektrisiert die Aussicht auf eine Zeit der Freiheit: „Die Menschen werden einfach so glücklich sein, wieder raus zu können und so viel netter zu einander sein.“ dpa

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Erstellt:
16.04.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 05sec
zuletzt aktualisiert: 16.04.2021, 06:00 Uhr

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