Netflix-Doku über Rekordweltmeister

Michael Schumacher: Ein Leben auf der Überholspur

Eine fast zweistündige Netflix-Doku über Michael Schumacher feiert den genialen Rennfahrer mit faszinierenden Bildern. Seinem schweren Skiunfall sind nur wenige Minuten gewidmet.

14.09.2021

Von Martin Weber

Michael Schumacher mit seinen Kindern Mick und Gina-Maria in einer Szene der Netflix-Dokumentation „Schumacher“.  Foto: Privat/Netflix/dpa

Michael Schumacher mit seinen Kindern Mick und Gina-Maria in einer Szene der Netflix-Dokumentation „Schumacher“. Foto: Privat/Netflix/dpa

Berlin. Er führte ein Leben auf der Überholspur: Michael Schumacher raste nicht nur in der Formel 1 von einem Sieg zum anderen, sondern liebte auch abseits der Rennstrecke Geschwindigkeit und Nervenkitzel. Der siebenmalige Weltmeister war ein passionierter Motorradfahrer, Fallschirmspringer, und Taucher, war mit dem Mountainbike und auf Skiern unterwegs. Dass das Sportidol ein nach Action süchtiger Adrenalinjunkie war, wird auch im Dokumentarfilm „Schumacher“ deutlich, der ab 15. September bei Netflix zu sehen ist.

Der fast zweistündige Film zeichnet mit faszinierenden Archivbildern die einzigartige Karriere des herausragenden Rennfahrers nach und steuert auch ein paar Bilder aus dem Privatarchiv der Familie Schumacher bei, die ihn beim Tauchen oder Fallschirmspringen zeigen. Um den tragischen Skiunfall 2013 in den französischen Alpen, bei dem Schumacher ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitt und zum Pflegefall wurde, geht es nur in den letzten Minuten des Films. „Schumacher“ ist in erster Linie eine Dokumentation über den genialen Rennfahrer, der sieben Mal Weltmeister wurde und der Formel 1 jahrelang seinen Stempel aufdrückte.

Rasant erzählt

Zu Wort kommen in der rasant erzählten Doku neben Schumachers Ehefrau Corinna, seinem Sohn Mick, mittlerweile ebenfalls Formel 1-Pilot, und seiner Tochter Gina auch etliche Wegbegleiter und frühere Konkurrenten wie Mika Häkkinen, Damon Hill und David Coulthard oder der frühere Teamchef von Ferrari, Jean Todt, der bis heute einer der engsten Freunde des mittlerweile 52 Jahre alten Michael Schumachers ist. Sie alle berichten, zuweilen mit leuchtenden Augen, von einem Mann, der für seinen Sport brannte und bei dem sich ein außergewöhnliches Talent mit viel Fleiß, technischem Sachverstand und einem manchmal übers Ziel hinausschießenden Ehrgeiz paarten.

Der unbedingte Wille, immer gewinnen zu wollen, führte denn auch zu manchen Rennsituationen, die in der Dokumentation durchaus kritisch bewertet werden – etwa als er 1994 im letzten Rennen in seinem Benetton-Boliden nach einem Fahrfehler seinen Konkurrenten Damon Hill im Williams touchierte, worauf beide aus dem Rennen ausschieden und der nach Punkten in Führung liegende Schumacher zum ersten Mal Weltmeister wurde.

Es war die erste Formel-1-Weltmeisterschaft für einen deutschen Fahrer, der im Laufe von Schumachers Karriere noch sechs weitere folgen sollten. Mit seinen Erfolgen in den Neunziger und Nullerjahren katapultierte er sich in die erste Reihe der ganz großen deutschen Sportidole wie Max Schmeling, Fritz Walter, Franz Beckenbauer oder Boris Becker.

Seltene Privataufnahmen des Sportidols zeigen einen mit einem übergroßen Helm wie ein kleiner Astronaut ausgerüsteten Knirps, der auf der Kartbahn seiner Eltern in Kerpen bei Köln mit waghalsigen Rennmanövern erste Erfolge einfuhr. Vor 30 Jahren gelang ihm dann mit 22 Jahren der Sprung in die Formel 1, wo er ein Jahr später seinen ersten Sieg verbuchen konnte.

Schon bald avancierte der talentierte Nachwuchspilot aus Deutschland zum ernstzunehmenden Konkurrenten des Brasilianers Ayrton Senna, der Anfang der Neunziger die herausragende Figur der Formel 1 war und der 1994 tödlich verunglückte – bei einem Rennen in Imola, bei dem ihm Schumacher auf den Fersen war. Einen Schwerpunkt legt die mit spektakulären Rennszenen ausgestattete Doku auch auf Schumachers anfangs schwierige Zeit beim legendären italienischen Rennstall Ferrari, mit dem er in den Jahren von 2000 bis 2004 Weltmeister wurde.

„Es war einfach Pech. Mehr Pech kann man nicht haben“, sagt eine mit den Tränen kämpfende Corinna Schumacher in den letzten Minuten des Dokumentarfilms, die sich um Schumachers schweren Skiunfall und die schlimmen Folgen drehen. Seit dem tragischen Unglück ist das Sportidol ein Pflegefall, der von seiner Familie umsorgt wird. „Michael hat uns immer beschützt. Jetzt beschützen wir Michael“, sagt Corinna, mit der Schumacher seit 26 Jahren verheiratet ist.